Glockner Tour 2014, ein Reisebericht

Glockner Tour 2014, ein Reisebericht

Unsere erste große Vespareise!

Oder,

wie uns der Vespa Virus zur “Glockner Tour 2014” brachte.

Text und Bilder: Stefan Kurzmann

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Die Geschichte begann relativ früh in den 80er Jahren ganz unbewusst in Kindheitstagen, genauer gesagt, in der Volksschule. Wir lernten nicht nur Lesen, Schreiben und Rechnen, sondern auch über die Bundesländer und deren Städte, Flüsse, Seen und den höchsten Berg Österreichs, den Großglockner, der uns schon damals faszinierte.

Das was man für so eine Tour noch braucht, hatten wir damals schon automatisch in unseren Köpfen: den Drang zur Mobilität und Abenteuerlust. Wir waren ja Buben.

Wir, das sind: Fuxi (alias Mario Fuchs), Schneckerl (alias Gerhard Erhard) und Kurzi (meine Wenigkeit Stefan Kurzmann).

Die Reise über die Großglockner Hochalpenstraße sollten nur Gerhard und ich bestreiten, dazu später aber mehr. Es mussten noch einige Jahre vergehen, um wirklich mobil zu sein. Deswegen begnügten wir uns vorerst mit Fahrradfahren.

Die älteren Brüder von Gerhard und mir hatten es da schon leichter, sie konnten eine Vespa ihr Eigen nennen. Ob uns das damals schon beeindruckt hat? – wahrscheinlich schon. Als im Alter von 16 Jahren die Entscheidung bevor stand, welches Moped wir kaufen sollten, war es für mich, trotz Abraten Einiger, klar: eine Vespa musste es sein. Verstehe bis heute nicht, warum mir das manche Leute ausreden wollten (lach). Einige der Argumente waren: „Du wohnst ja am Berg, willst du da die Vespa immer rauf schieben?“ Ich höre sie noch immer sagen, dass eine Vespa keine Leistung hat.

Interessanterweise entschieden wir drei Freunde uns alle für eine alte Vespa. Fuxis erste Vespa war eine Spezial 50 und Gerhard und ich hatten eine PK50. Okay, Lehrgeld mussten wir alle bezahlen, aber gehört das nicht zum Erwachsenwerden dazu? Auf jeden Fall hat uns Drei das Thema Vespa insgeheim noch mehr verbunden. Diese Zeit war für uns drei Freunde bestimmt die Prägendste, die auch die eine oder andere Narbe hinterließ. Bewusst war es uns zu diesem Zeitpunkt sicherlich noch nicht. Dieses pure Lebensgefühl auf der Vespa, endlich frei zu sein … vom Vespa-Virus infiziert.

Mit dem Auto-Führerschein war der ganze Spuk vorbei, vorerst zumindest mal.

Bis wenige Jahre später eines Tages Fuxi anrief und am Telefon meinte, ich solle vorbei kommen, er müsse mir etwas zeigen. Er hatte eine waschechte Italienerin gekauft. Er präsentierte mir ganz stolz seine neue VBB, Baujahr Anfang 60er Jahre.

Es dauerte nicht lange und ich erstand auch eine VNB, selben Baujahres. Später folgten eine paar Weitere.

Der inzwischen verschollen geglaubte Jugend- und Schulfreund Gerhard lief mir nach etlichen Jahren in der Arbeit über den Weg. Wir hatten viel Gesprächsstoff und ich erzählte von unzähligen Vespa-Ausfahrten und Treffen der Scooteria Leibnitz. So erwachte in ihm auch wieder die Leidenschaft für´s Vespafahren. Kurz darauf sollte auch er wieder eine Vespa besitzen, es wurde eine Sprint mit Trapezlenker, Baujahr 1967. Und wir schmiedeten gemeinsam Pläne.

Schon bald stand fest: Wir fahren auf den Glockner. Ob unsere Lehrerin der Grund dafür war oder ob es doch mein Verlangen Passstraßen zu befahren war? Ich weiß es nicht, aber ich tippe auf beides. Nach einer kurzen Planung der Tour gesellte sich auch mein Schwager Martin dazu, der aber schlussendlich an der Tour wegen Zahnproblemen nicht teilnehmen konnte. Auch Fuxi musste leider kurzfristig absagen, was sehr schade war.

Der Urlaub war eingetragen und so versuchten Gerhard und ich uns ein wenig mittels längerer Vespafahrten vorzubereiten. Ich muss schon erwähnen, dass wir weder Hardcore- noch Sonntagsfahrer sind. Für Hardcorefahrer, wie die Jungs von der Black Ocean Tour, die schon einige Ländertouren bestritten, muss unsere Tour ja lächerlich klingen. Das Wichtigste aber an so einer Aktion ist, dass alle Beteiligten voll entschlossen sind das Abenteuer durchzuziehen. Auch muss die Vespa-Leidenschaft in Fleisch und Blut übergehen. Man muss es lieben und leben.

Und so starteten wir beide nach einem ausgedehnten Frühstück am 04. August 2014, um 08.30 Uhr, in Gralla unsere abenteuerliche Tour mit dem ersten Etappenziel Zell am See. So ging es vorerst, immer begleitet von Regenwolken, Richtung Gaberl.

Für die gesamte Tour hatten wir vier Tage eingeplant. Um dem Ganzen noch mehr Reiz und Abenteuer zu verleihen, hatten wir keine einzige Unterkunft im Voraus gebucht.

Schon ein tolles Gefühl mit unseren alten Vespen Baujahr 1967, Sprint und 1977, TS so eine Route zu bewältigen, ohne zu wissen wo man nächtigen wird, wohin es einen verschlägt.

Uns war es auch wichtig „Old School“, also ganz ohne Navi und nur Freiland ohne Autobahn, zu fahren. Für den  Notfall hatten wir Kartenmaterial, um navigieren zu können, dabei. Dazu kam es aber nie, Instinkt mit Hausverstand und manchmal nach dem Weg fragen, reichte aus.

Natürlich machten wir mehrere Pausen und labten uns an der wunderschönen Landschaft. Auf der gesamten Strecke führten wir immer wieder nette Gespräche mit einigen Leuten. „Wo kommt ihr her?“, „Wo wollt ihr hin?“, waren die häufigsten Fragen. Die Herzlichkeit und das Interesse an uns motivierte uns umso mehr.

Nach 330 km erreichten wir um 18.24 Uhr Zell am See. Jetzt ging es erstmals daran eine Unterkunft zu finden. Zell am See … teuer? Ne! Eine Frühstückspension um 24 Euro pro Nacht, war schnell gefunden. Nach dem Beziehen und Frischmachen drehten wir nochmals eine Runde um den See, um danach richtig gepflegt essen zu gehen. Dabei entstanden am Abend schon einige tolle Fotoaufnahmen. Wer mich kennt weiß, ohne Kamera geht gar nichts.

Ab dem zweiten Tag hatten wir einen Joker namens Maria und Andrea, unsere Mädels, die für zwei Tage mit dem Auto nachkamen. Besser konnte es gar nicht sein, denn an diesem Tag regnete es wie aus Kübeln.

So machten wir das Beste aus dem verregneten Tag und fuhren mit dem Auto nach Kaprun, besuchten das Oldtimer Museum und freuten uns schon auf das am dritten Tag bevorstehende Highlight, die Überfahrt der Großglockner Hochalpenstraße.

Die Wetterprognose war sehr gut, etwas nebelig, aber trocken. So starteten wir voller Adrenalin und Zuversicht von Zell am See Richtung Mautstelle. Unsere Mädels begleiteten uns und fungierten als Begleitfahrzeug.

Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte ich bei jeder Kehre ein Foto gemacht. Bilder sagen bekanntlich mehr als 1000 Worte.

Es ist auch unbeschreiblich, was man in diesem Moment fühlt, wenn man den Berg mit einer alten Vespa bezwingt. Erster großer Checkpoint war die Edelweißspitze auf 2571m Höhe.

Dort trafen wir eine Gruppe Italiener auf ihren Straßenbikes. Die konnten es nicht ganz begreifen, was wir mit unseren Vespen zustande brachten und schüttelten nur noch den Kopf, als sie nach den Baujahren fragten.

Ich verwies sie dann auf die beiden Tschechen, die mit alten Jawa Mofas gerade neben uns einparkten. Ich würde es eine Steigerung der Verrücktheit nennen. Man achte auf die Gepäcksträger Verstärkung 🙂

Zweiter großer Checkpoint war die Franz Josef Höhe mit der Pasterze auf 2369m Höhe. Hier gab´s auch wieder großen Anklang für unsere Reise. Ich kann mich da an einen Holländer erinnern, der anfangs auf Englisch mit uns kommunizierte, es sich aber nach längerem Hin und Her herausstellte, dass wir uns eigentlich auch auf Deutsch verständigen konnten. Gerhard setzte sich voll ein und nach kurzer Zeit trank der symphatische Holländer ein Glas Sekt mit uns.

Denn dieser Moment der Bergbezwingung gehörte einfach gefeiert. Nach einem ausgedehnten Aufenthalt machten wir uns wieder auf den Weg, Richtung Heiligen Blut.

Nach einem gemeinsamen Essen mussten Maria und Andrea wieder nach Hause und so fuhren Gerhard und ich weiter Richtung Spittal an der Drau. Da es schon dämmerte, hielten wir Ausschau nach einer erneuten Bleibe für die Nacht und wurden fündig am Anfang von Spittal a. d. Drau. Nach kurzem Smalltalk mit der Vermieterin hatten auch unsere Vespas eine Garage. Die Gastfreundschaft auf unserer Tour war wirklich einzigartig.

Am vierten und letzten Tag versuchten wir noch ein paar Anfahrtsziele einzubauen, was aber nicht einfach war, da die Erinnerung an das Erlebte am Großglockner einfach zu imposant und nicht zu toppen war.

Auf der Heimfahrt machten wir noch Stopps am Wörthersee, Klopeinersee und am Völckermarkter Stausee und der Regen auf der Soboth erschwerte uns die Fahrt noch etwas.

Kurz vor Leibnitz angekommen, noch ein gemeinsames Essen und schon war die Tour beendet. Ein eigenartiges Gefühl aus einer Mischung aus Erleichterung und Enttäuschung. Wir mussten (oder durften) kein einziges Mal schrauben. Keine Zündkerze war zu erneuern, kein gebrochenes Seil zu wechseln – bitte wofür hatten wir die Ersatzteile mit?

Nach 750 km war ich wieder zu Hause. Gerhard hat mit Sicherheit mehr Kilometer zurück gelegt. Er fand des Öfteren die Ausfahrten bei Kreisverkehren nicht. Ob er einfach Gefallen daran fand oder an die Kindheit zurück erinnert wurde? Seine damalige Leidenschaft war „Karussell fahren“. Ich hab es nie heraus gefunden. Auch ein wenig Spaß muss sein 🙂

Fazit der Tour: Macht, was euch Spaß macht und gebt niemals eure Träume auf!

Stefan und Gerhard