Vespafriends on the road 2024
(Sommerfrische wie damals)
Wie lautet es so schön: Wenn einer eine Reise tut, so kann er was erzählen!
Im Kopf geplant hatte ich (Stefan) eine Tour schon länger, aber in der Umsetzung war es dann doch komplizierter als gedacht. Obwohl wir „nur“ eine 3- tägige Steiermark/ Kärnten Tour vorhatten, war es schwierig einen gemeinsamen freien Termin zu finden.
Grob war die Streckenaufteilung so: Der erste Tag führte uns drei Freunde aus Kindheitstagen (Gerhard, Mario & Stefan) über 210 km nach Mariazell, der zweite Tag über 332km nach Kärnten und der dritte Tag über 190 km wieder zurück nach Hause.
Um Gerhard zu zitieren: Vespa fahren – Freiheit auf zwei Rädern, ein unbeschreibliches Lebensgefühl, das uns seit der Mopedzeit bis heute nicht los lässt.
Im August 2014 waren Gerhard und ich schon einmal auf Sommertour unterwegs, dass es dann aber doch noch 10 Jahre dauern sollte, bis es eine weitere mehrtägige gemeinsame Tour gab, hätten wir damals nicht gedacht. Dieses Mal konnten wir auch Mario zum Mitfahren motivieren. Somit waren wir drei Freunde bereit für ein neues gemeinsames Abenteuer.
Wir starteten am Freitag, 09.08.2024, bei unserem Treffpunkt in Ragnitz. Dort teilte ich (quasi als Tourguide) den Burschen die selbst gestalteten Toursticker/ Buttons aus. Als Überraschung gab es noch bestickte Kappen. Mit einem gemeinsamen Frühstück gestärkt starteten wir Richtung Fischbach. Weil das Wetter wirklich perfekt war, nahm ich kurzfristig eine Routenänderung vor, die uns nach Gleisdorf zur Vespawerkstatt „Sei Giorni“ führte. Aber nicht um unseren Vespen ein Service zu gönnen, das bekamen sie natürlich schon von uns vor Antritt der Reise. Dann ging es über Weiz und Birkfeld, wirklich eine sehr imposante Gegend entlang der Feistritztalbahn, weiter nach Fischbach. Dort machten wir bei meinem guten Freund, Valentin Eggbauer, einen geplanten Halt. Bei einer Spezial – Führung durch sein alt bäuerliches Handwerkmuseum inkl. Besichtigung seiner beeindruckenden VW Bulli-Sammlung und vielem mehr, kam bei uns Reisenden schon mal die Frage auf, ob wir vielleicht nicht gleich im Luftkurort Fischbach bleiben sollten. Bei so vielen Highlights an einem Ort, fiel es uns nicht leicht weiter zu fahren. Wir ließen es einfach auf uns zukommen, wir hatten ja Zeit, das war auch das Motto der gesamten Reise. Dabei ging es nicht nur darum unsere alten Damen (Vespa Sprint Bj, 1967/ Gerhard, Vespa Sprint Veloce Bj. 1976/ Mario, Vespa TS Bj .1977/ Stefan) von A nach B zu lenken, vielmehr ging es um Entschleunigen, die gemeinsam erlebte gute alte Zeit Revue passieren lassen, Bewusstheit fürs Schöne zu stärken und um optimistisch in die Zukunft zu blicken. Mario wollte ursprünglich mit seiner Vespa VBB fahren, aber aus technischen Gründen entschied er sich dann doch für seine Sprint Veloce. Daher ziert auch seine VBB unser gemeinsames Sticker- Logo. Apropos Sticker- Valentin schenkte uns alte Wasserschiebebilder vom Ort Fischbach.
Auch der sagenumwobene Teufelstein rief uns entgegen: „Kommt zu mir!“ Dabei erschrak mein auf der Vespa abgelegter Helm und fiel gleich vor Ehrfurcht samt Helmkamera zu Boden. Na bravo dachte ich, Halterung beschädigt und die Kamera blieb schwarz und ließ sich nicht mehr bedienen. Das war wohl das Werk des Teufels. Zum Glück bin ich ja, wie ihr alle wisst, mit mehreren Action Cams beim Fahren ausgestattet und so machten wir uns doch wieder auf die Reise Richtung Pogusch und Seeberg, eine von vielen unserer Bergetappen.
Das nächste geplante Ziel war Mariazell, in der Hoffnung spontan eine Übernachtungsmöglichkeit zu finden. Dazu aber noch später. Vorerst ging es darum, die Basilika zu besuchen, um Souvenirs zu erwerben, Fotos zu machen und etwas Anständiges zu essen. Mario deckte sich mit Kerzen ein, die bei gefühlt 40 Grad hoffentlich heil zu Hause ankamen. Ich hab es bis heute noch nicht erfahren, ob sie es unbeschadet bis nach Hause geschafft haben. Beim Bezahlen im Gasthaus versuchte uns der Kellner übers Ohr zu hauen und gleich mal um einige Euros zu betrügen. Das wirkte ehrlich gesagt ganz schön routiniert, da wird bestimmt schon so mancher Pilger das Trinkgeld dieses Kellners unbewusst aufgebessert haben. Zurück bei den abgestellten Vespen kamen wir, wie es öfters bei unseren Ausfahrten vorkommt, mit Leuten ins Gespräch. So eine alte Vespa dient auch oft als Brückenbauer um in Gespräche zu kommen. Nun war es aber an der Zeit eine Unterkunft zu suchen, denn wir wollten uns ja immerhin auch ein paar Stunden Schlaf gönnen. Gerhard war ein Zimmer ja angeblich egal, denn er erwähnte mehrmals, dass er als einziger von uns drei einen Schlafsack mit hätte.
Voller Zuversicht fuhren wir ein paar Kilometer außerhalb von Mariazell zu einem Jufa- Hotel. Schon bei der Zufahrt sahen wir uns im Indoor-Pool entspannen. Leider wurden wir eines Besseren belehrt. Es gab zwar freie Zimmer, aber kein Personal mehr, welches die Zimmer gereinigt hätten. Die nette Dame an der Rezeption, die auch gleichzeitig den Bar/ Schankbetrieb alleine führen musste, versuchte ihr Möglichstes um eine Reinigung der Zimmer zu ermöglichen und übergab uns zur Zeitüberbrückung den Schlüssel für die Sigmundsbergkapelle. Diese Kapelle sahen wir schon von der Weite am Nachmittag, als wir Richtung Mariazell fuhren. Diese auf einem Fels thronende Kapelle, wollten wir ja daher ohnehin ansehen. Bei der Rückkehr im Hotel hatte die Rezeptionistin leider keine gute Nachrichten bezüglich fertiger Zimmer für uns; aber sie war so nett und spendierte uns eine Runde Kaffee, während sie uns durch einige Telefonate, nach mehreren Absagen, ein Zimmer direkt in Mariazell organisierte. So kam es, dass wir in der Dunkelheit zurück in den Ort fuhren und endlich ein Zimmer beziehen konnten. Nach dem Einchecken gönnten wir uns ein kühles Bier und ließen den ersten Tag Revue passieren. Ich versuchte ein letztes Mal die defekte Kamera in Gang zu bringen und diesmal klappte es ja doch wirklich. Mit einem guten Gefühl göttlichen Beistand in Mariazell erhalten zu haben, gingen wir voller Vorfreude auf den nächsten Tag zu Bett.
Tag 2 starteten wir mit vollen Akkus und einem ausgiebigen Frühstück mit dem nächsten Zwischenstopp in Eisenerz. Gerhard und Mario mussten dank mir ein paar Foto Stopps ertragen und einlegen, aber gewisse Situationen bzw. Motive gehören einfach festgehalten. Zum Thema Freundschaft: Freunde sind jene Menschen, die uns Dinge ins Gesicht sagen und uns hinter unserem Rücken verteidigen. Nach kurzer Diskussion 😉 kam ich den Wünschen der beiden nach einfach nur Vespa zu fahren und somit spulten wir bei prallem Sonnenschein und furchtbarer Hitze Kilometer um Kilometer herunter, um auf bewusst gesetzten Umwegen schließlich nach Kärnten zu gelangen. Schneller und schonender wäre es gewesen, wenn wir von Liezen direkt über Judenburg nach Kärnten gefahren wären, aber da ja der Weg das gesetzte Ziel an diesem Tag war fuhren wir mehr südöstlich die Schoberpass Bundesstraße bis Leoben um dann erst Richtung Judenburg abzubiegen. Ich möchte auch noch hinzufügen, dass wir stets ohne Navi unterwegs sind. Das macht das Ganze gleich eine Spur mehr abenteuerlich. Mario kaufte aber doch auf halber Strecke eine Straßenkarte, da auch er zwischenzeitlich die Führung unserer Gruppe übernahm.
Dass der Schlafsack habende Gerhard auf der ganzen Tour „nur“ Mitfahrer war, war für alle Beteiligten das Beste ;-).
An der Grenze zu Kärnten begaben wir uns wieder auf die Suche nach einer Schlafunterkunft. Trotz der Hilfe von Einheimischen war es wieder eine Herausforderung und fast schon Unmöglich ein freies Zimmer zu finden. Trotz beginnender Dämmerung und eintretender Müdigkeit gaben wir aber die Hoffnung nicht auf, nicht doch noch etwas Passendes (und damit meine ich keine Bank unter freiem Himmel) zum Übernachten zu finden. Schließlich wurden wir nach weiteren kurvenreichen Kilometern in Wildbad Einöd fündig. Die Wirtin, ein absoluter Andreas Gabalier und Harley Davidson Fan, kochte für uns sogar noch trotz Küchen- Sperrstunde. In der Nacht wurden wir unsanft von Musikern geweckt, die von einer Hochzeit kamen und ebenfalls in unserem Gasthaus Zimmern hatten.
Nach unzähligen Tassen Kaffee ging es am Tag 3 für uns relativ unausgeschlafen weiter nach Friesach und zum Oldtimermuseum in Sankt Salvator. Das Museum ist wirklich einen Besuch wert, jede Menge alte Vespas, Motorräder, Autos, Rennwägen und Traktoren. Da auch der Museums Angestellte mehr als unausgeschlafen war/ wirkte, wären wir auch mit dem Schmäh „ 2x Erwachsene und 1 Kind“ zu Tickets gekommen. Am Anfang unserer Tour ließen wir es uns offen, ob wir nach dem Stopp in Friesach noch weiter Richtung Ferlach fahren wollten. Wir entschieden uns fürs Nachhausefahren. Den Besuch im Oldtimermuseum Ferlach, im Süden von Kärnten holen wir bei unserer nächsten Tour nach. Vorbei an der Burg Hoch Osterwitz ging es über Lavamünd rauf auf die Soboth, wo wir einen Stopp einlegten und ein letztes gemeinsames Essen einnahmen. Fast schon zu Hause, stach mich dann kurz nach Großklein eine Wespe in den Hals, was mich als Allergiker doch etwas nervös machte. Nach der Erstversorgung und durch die Unterstützung der Burschen konnten wir dann alle drei nach einer längeren Pause weiter nach Hause fahren und so unsere Tour unfall- und pannenfrei beenden.
Diese Tour zeigte uns wieder wie wichtig ein Miteinander, Respekt und Disziplin sind.
Wir sind schon wieder am Planen für die nächste Tour, die uns hoffentlich im heurigen Jahr tolle gemeinsame Abenteuer bringen wird, vorausgesetzt wir haben wieder alle Zeit.
Text: Stefan & Gerhard
Bilder & Video: Stefan
https://youtube.com/watch?v=px7M96zLe6A&si=w_RJl5ups8NMcTx8