Black Ocean Tour – 2014

Black Ocean Tour – 2014

Mit der Vespa ans schwarze Meer, nach Istanbul und wieder zurück!

Tag 1

Wir treffen uns um zwei Uhr morgens in Landscha bei Richards Werkstatt. Geschlafen haben wir kaum. Wir fanden einfach keine Ruhe mehr so kurz vor dem größten Abenteuer unseres Lebens. Jeder sorgt sich ob wohl alles gepackt und vorbereitet ist. Passt alles an den Vespas? Haben wir alle Ersatzteile, Werkzeuge, persönliche Gegenstände, Papiere, Kameras und Medikamente dabei oder haben wir auf etwas Wichtiges vergessen. Mit all diesen Gedanken brachte niemand mehr ein Auge zu.

Jetzt genießen wir aber noch unser Frühstück. Danach machen wir ein Gruppenfoto und verabschieden uns bei unseren Familien und Freunden bevor wir uns dann um vier Uhr morgens auf die große Reise machen. Wir starten die Vespas und fahren bei völliger Dunkelheit los.

Unser Ziel ist Istanbul!

Die erste Stunde auf der Autobahn ist die Hölle. Wir sind fast am Erfrieren.
Um halb sechs Uhr morgens geht endlich die Sonne auf und um sieben Uhr wärmen uns auch ihre ersten Strahlen. Jetzt geht es auch mit der Stimmung bergauf.
Um neun Uhr lassen wir bereits Siofok und den Plattensee hinter uns und verlassen die Autobahn.
Geplant waren an diesem Tag 650 km, doch durch die kurzfristig gewählte Abkürzung auf der holprigen Bundesstraße sind es nur 560 km, bekommen aber auch einen Vorgeschmack auf die schlechten Straßen in Bulgarien.

Die besondere Herausforderung auf dieser Reise liegt ja nicht nur an den vielen Ländern und vielen Kilometern die wir schaffen wollen, sondern auch an dem Umstand, dass fünf Vespas für uns sechs Burschen reichen müssen. Einer musste ja unbedingt kurz vor der Reise seinen Führerschein “verlieren”. Wir wollten auf ihn aber nicht verzichten und auch er wollte unbedingt mit von der Partie sein. So montierten wir an allen Fahrzeugen Doppelsitzbänke und Rückenlehnen um abwechselnd unseren sechsten Mann als Sozius mitnehmen zu können. Der Plan ist folgender: Bei jeden Tankstopp wechselt unser Beifahrer die Vespa in einer festgelegten Reihenfolge. So ist sichergestellt, dass jede Vespa gleichermaßen belastet wird.

Klarerweise erreichen wir mit dieser Zusatzbelastung nicht die Tageskilometerleistungen aus dem Vorjahr und rechnen auch mit mehreren Defekten. Wir sind darauf natürlich vorbereitet und haben zusätzlich Reifen und Stoßdämpfer eingepackt.
Das alles nehmen wir gerne in Kauf. Hauptsache ist, dass unsere Truppe komplett und bereit ist für die Black Ocean Tour!

Am frühen Nachmittag wird unser Eifer durch einen defekten Auspuff gebremst.
Er wird von einer ungarischen Schlosserei sehr ordentlich geschweißt. Zeitverlust zwei Stunden.
Die Motor Temperatur an einer Vespa ist zu hoch. Wir nehmen ein Polrad mit größeren Schaufeln und schon ist es besser!
Ansonsten laufen unsere Motoren mit 62 mm Hub einwandfrei. An der Grenze zu Rümänien fahren wir in eine andere Zeitzone und verlieren dadurch eine Stunde.
Nach 15 Stunden Fahrzeit erreichen wir die Grenzstadt Adra in Rumänien um 21:00.

Heute steht nur noch Nahrungsaufnahme und schlafen am Programm.
Der zweite Tag wird sicher nicht leichter. Wir überqueren bereits morgen auf der weltberühmten Bundesstraße 7C die Karpaten.
Einstimmige Anmerkung: Wir wissen nicht genau warum, wir sind uns aber sicher, das war bis jetzt mit Abstand der härteste Tag auf all unseren Vespareisen.

Tag 2

Skandal auf der Black Ocean Tour.

Trotz der genauen und detaillierten Vorbereitung haben wir die 19 mm Nuss zuhause vergessen.
Damit einer gepflegten Motor Spaltung im Felde nichts im Weg steht machen wir uns nach dem Frühstück auf und stöbern den nächsten Baumarkt auf.
Leider ist der Baumarkt im Konkurs und es herrscht Flohmarkt Stimmung. Zu bekommen ist nur mehr das, was selbst der Rumäne nicht braucht. So wird vorerst nichts aus der Nuss.

Wir machen uns auf in Richtung Hermannstadt, 300 km Landstraße nördlich an den Karpaten vorbei.
Wider Erwarten finden wir gepflegte Straßen vor und kämpfen uns an Hunderten von LKW vorbei.

In einer Ortschaft versuchen wir wieder unser Glück und Fragen bei einer Werkstatt nach einer 19 mm Nuss. Tatsächlich verkauft er uns um 5 Euro das Werkzeug und endlich ist die Anspannung weg. Unser Werkzeugsatz ist vollständig.

In Sibiu (Hermannstadt) gönnen wir uns ein eiskaltes Bergenbier und eine Pizza.

Unser Ziel für heute liegt südlich der Karpaten. Zwischen uns und unserem Tagesziel liegt aber noch der Balea Pass mit seiner spektakulären Transfogaraschener Hochstraße.

An der Tankstelle werfen wir bei 30 Grad und Sonnenschein einen Blick Richtung Berg. Dicke Wolken verdecken den Bergkamm.
Ungern packen wir die Regenkombi aus und rauf geht es auf 2080 Meter.
Auf halber Höhe beginnt der Regen.

Wir fahren auf einer atemberaubenden Straße, Serpentine um Serpentine. Die dünne Luft dämpft die Leistung, dennoch erreichen wir problemlos den Pass.

Im Nieselregen bei einem Tageskilometerstand von 350, um halb acht Uhr am Abend entscheiden wir uns dann doch noch, obwohl wir auch hier ein Quartier gefunden hätten, den weg in Richtung Pitesti aufzunehmen.
Gleich nach dieser Entscheidung, nach der Tunnelausfahrt, fahren wir im strömenden Regen. Die schlechte Sicht und der Regen machen es uns nicht einfach, so pausieren wir bereits nach 15 Kilometer. Nach Pitesti sind aber immer noch 100 km zu fahren.
Ein Ende des Regens ist leider nicht in Sicht.
Weiter geht es – langsam, vorsichtig – Kilometer um Kilometer.
Zwanzig Kilometer später, bereits bei absoluter Dunkelheit bleibt eine Vespa mit einem Defekt liegen. Der Motor ging einfach aus.

Wir sichern die Straße mit unser Warnlichtern und beginnen mit einem Reparaturversuch an Ort und Stelle.
Zwei Mann fahren weiter bergab und versuchen eine Unterkunft zu finden, die anderen Schrauben und Sichern.
Zwei streunende Hunde leisten uns Gesellschaft. Sie rollen sich in unserem Schweinwerferlicht ein. Wir haben fast den Eindruck als wollten sie uns bewachen.

Trotz aller Bemühungen können wir das Problem leider nicht lösen und nach einer Stunde fürchten wir, dass der Motor geöffnet werden muss. Da käme dann unsere soeben gekaufte 19er Nuss ins Spiel.
Wir packen das Abschleppseil aus und schleppen die defekte Vespa acht Kilometer bergauf und bergab im Konvoi ins Hotel. Für alle keine einfache Aufgabe. Speziell für die ziehende Vespa ist diese Belastung eigentlich zuviel. Mit viel Gas und schleifender Kupplung wird angefahren. Bei steileren bergauf Passagen müssen die Begleiter absteigen und schieben. Als wir endlich das Hotel erreichen ist die Sorge groß, dass eventuell am Zugfahrzeug jetzt auch noch ein Schaden entstanden ist. Wenn ja, dann wird er sich bestimmt in den nächsten Tagen bemerkbar machen.
Geschafft haben wir es aber trotzdem und checken kurz vor zehn Uhr abends in unser Hotel ein und lassen den Tag Revue passieren. Unser Tagesziel haben wir nicht erreicht.

Zum Abendessen gibt es Frankfurter mit Senf!

Tag 3

Irgendwie verfolgt uns das Thema Auspuff. Jetzt ist doch tatsächlich der Zweite kaputt. Mit Hammer und Schraubenzieher schlagen wir zwei Löcher rein und versuchen so die Verstopfung zu umgehen.  Und siehe da, die Vespa springt wieder an. Jetzt löst sich auch das Stück Dämmwolle, welches den Stopfer verursacht hat, und findet mit einem fetten “Plopp” den Weg ins Freie. Der Motor dreht wieder aus und alles ist wieder gut. Ein wenig lauter ist er jetzt, aber dass halten wir aus.

Sehr erleichtert, dass wir jetzt doch nicht den Motor öffnen müssen, nehmen wir an diesem Morgen wieder die Fahrt auf.

Trotzdem sollten wir, wenn das so weitergeht, einen Ersatz Auspuff besorgen. Wir hoffen in Bukarest einen zu finden. Wir nehmen Kontakt mit dem Präsident vom Vespa Club Rumänien auf und treffen ihn vor dem zweitgrößten Gebäude der Welt, dem rumänischen Regierungsgebäude.


Nach Banner und T-Shirt Tausch erklärt er uns, dass es im ganzen Land keine 200er Vespa gibt und somit auch sicher keinen Auspuff.
Mit dieser traurigen Erkenntnis fahren wir mit ihm gemeinsam zu einem Lokal “Plastilina” und gönnen uns ein gepflegtes Bierchen im Schatten.
Wir plaudern mit unserem Gastgeber und tauschen Geschichte aus.
Knapp vor 17 Uhr machen wir uns auf in Richtung Konstanza am schwarzen Meer.

Nach 100 km Autobahn gibt es bei einer PX Probleme. Gerade eben noch hat sie tadellos funktioniert und im nächsten Moment zieht sie leicht zurück als würde sie jeden Augenblick klemmen wollen. Da die Hand schnell an der Kupplung ist, passiert weiter nichts. Trotzdem hat da was nicht gestimmt.

Liegt das Problem an der Zündkerze, an der CDI, ist sie allgemein zu heiß oder bekommt sie zu wenig Sprit oder ist es eine Kombination aus allen Möglichkeiten? Auf alle Fälle bleiben wir bei der nächsten Möglichkeit stehen.
Die Kompression wird geprüft und auf Grund des heißen Zylinders relativ schwach. Der Benzinschlauch und der Schlauch für die Frischölschmierung werden ebenfalls überprüft. Auch wird der Vergaser auf festen Sitz geprüft. Allgemein scheint alles soweit in Ordnung zu sein.

Wenig Sprit war im Tank, somit war natürlich auch der hydrostatische Druck geringer als bei einem vollen Tank. Eventuell war das die Ursache für den Fastklemmer.
Wir lassen die Vespas abkühlen, tanken aus den Kanistern alle Fahrzeuge voll und füllen Öl nach.

Unterdessen treffen wir die “Draculas”, Motorradfreaks aus Bukarest. Wir tauschen Aufkleber aus und machen Fotos von uns. Sie interessieren sich natürlich was wir da mit unseren  untermotorisierten Gefährten vorhaben. Wir erklären den beiden unsere Reiseroute und erzählen ihnen die “LEAH Geschichte” (den karitativen Hintergrund unserer Reise) und das wir versuchen wollen einen Euro pro Kilometer zu spenden. Wir notieren noch gegenseitig unsere Namen und Telefonnummern und weiter geht die Reise. Eventuell brauchen wir noch Hilfe in diesem Land und da ist es immer gut Kontakte zu haben.

Der Vespa von vorhin läuft wieder. Die Regenmontur haben wir auch wieder an und die Autobahn wird gefühlt immer länger. An der weißen Rally lässt schön langsam die Kupplung nach aber mit schonender Fahrweise ist das kein Problem. Einmal müssen wir noch aus den Kanistern tanken und bei Dunkelheit erreichen wir nach insgesamt 1400 km das Schwarze Meer.

Das technische Negativ-Highlight kommt aber erst. Bei der weißen Rally bricht bei einem Nachbau Kickstarter Segment die Welle ab. Kein Sturz oder irgendwie durch Gewalteinfluss. Sie ist einfach beim Ankicken abgebrochen und samt Kickstarter runtergefallen.

Zum Glück gibt es noch den E-Starter, und sollte der auch nicht mehr funktionieren können wir die Kiste immer noch anschieben.
Die Suche nach einem Hotel ist schnell erledigt und wir steigen in einem rumänischen zwei Stern Hotel ab. Um € 100 für alle sechs bekommen wir aber immerhin ein Bett für die Nacht inklusive Frühstück. Ein wenig skeptisch sind wir schon, aber ist auch schon egal.

Vor dem Schlafen gehen, wird noch schnell die Kupplung von der weißen Rally mit stärkeren Federn versorgt und der löchrige Auspuff mit Bindedraht befestigt. Lange hält der sicher nicht mehr. Da wir in der Dunkelheit schrauben, anfangs noch mit Scheinwerferlicht aus der Batterie, später nur mit Stirn- und Taschenlampen, bietet uns der Hoteldirektor ernsthaft an, in der Lobby weiter zu schrauben. Das sei kein Problem meint er. Gerne hätten wir das Angebot angenommen, wir waren aber schon so gut wie fertig.
Fazit des Tages: Rumänien ist ein tolles Land. Wir haben nur freundliche Leute getroffen.

Tag 4

Am Morgen stellen wir fest, dass unsere Suite einen Meerblick hat. Wir blicken in Richtung Osten. Dementsprechend ist es auch um sieben in der Früh vorbei mit dem Schlafen. Eine fehlende Klimaanlage, dünne Wände und die aufgehende Sonne heizen den Raum in Sekunden auf 30 Grad auf.

Heute stehen wieder um die 400 km am Programm. Vorausgesetzt der Auspuff hält. Notfalls müssen wir das Teil irgendwo schweißen lassen.
Heute erreichen wir unser drittes Land: Bulgarien!
Bevor wir aber aufbrechen setzen wir uns noch an die Strandbar und genießen den Meerblick.

Die Mopeds wurden in der Nacht alle wieder zusammengeschraubt und so kann es danach auch gleich losgehen. Wie gesagt macht uns ein Auspuff Sorgen, da wir daran aber nichts ändern können, legen wir los. Der Weg führt uns in Richtung Süden an Vama Vece vorbei über die Grenze nach Bulgarien.
Es tut uns jetzt schon leid, dass wir für Rumänien nur 2 Tage Zeit hatten. Wir kommen aber sicher wieder mal!

Da wir heute keine Eile haben machen wir mit der Stange und der Go Pro unterwegs unsere Videos. Eventuell wollen wir ja auch wieder mal einen Film über unsere Reise machen.
Der Vespa PX die gestern auf der schon Autobahn für Aufregung gesorgt hat läuft heute wieder nicht sauber. Sie dreht einfach nicht ordentlich aus. An einer Tankstelle wo wir auch endlich mal unsere Reifen aufpumpen können wird die CDI getauscht. Danach läuft die Vespa wieder etwas besser. Kann aber auch nur Einbildung sein. Irgendetwas bahnt sich hier an. Noch vor kurzem ist der Motor gelaufen wie ein Uhrwerk. Zu zweit 120 km/h mit einer dreiviertel Gasstellung auf der Autobahn. Und jetzt wird sie immer mehr zum Sorgenkind.

120 km vor dem Ziel Burgas bricht dann der Auspuff von der weißen Rally komplett auf. Der Lärm ist Ohren betäubend.
Wir haben nichts dabei womit wir das riesige Loch stopfen könnten. Eine Blechschere und eine Nietzange würde uns jetzt weiterhelfen.

So werden Ohrenstöpsel ausgeteilt und auf geht es!
Wie ein Bombergeschwader fahren wir von Ort zu Ort.


Die Rally ist so laut, dass selbst die Fahrer abgewechselt werden müssen. Praktisch ohne Auspuff läuft der Malossi gerade noch 90.
Gegen Abend erreichen wir die Stadt Burgas. Das wir alle Blicke auf uns ziehen, wie wir mit der extrem lauten Rally um die Kurve kommen, ist uns jetzt auch schon egal. Wir steuern schnurstracks unser Hotel an und stellen den Höllenlärm endlich hab.

Unser Hotel ist diesmal wirklich pikfein. Schlauerweise haben wir es bereits am Vortag reserviert und so genießen wir die nächsten zwei Tage wieder ein wenig Komfort.
Jetzt flanieren wir noch ein wenig durch die Stadt und inhalieren den ersten Hauch vom Orient.

Morgen, am Montag wird endlich der Auspuff geschweißt. Danach gehen wir an den Strand und machen es uns gemütlich. Der erste freie Tag erwartet uns.

Tag 5

Nach einer anstrengenden vierten Etappe können wir erstmals länger schlafen.
Nach dem Frühstück auf der Dachterrasse des Hotels fahren wir zu einer Schlosserei und erledigen endgültig das Thema Auspuff.

Mit wenigen Handgriffen ist die Rally dann wieder fit für den Ritt nach Istanbul. Der neu lackierte Sip Road sticht einem richtig ins Auge. Das dann dummerweise an einer PX der Schlüssel im angesteckten Zustand abbricht sorgt kurz für Aufregung. Lenkradsperre für immer und ewig? Ein dicker Schraubenzieher und ein wenig rohe Gewalt erledigen dann das Problem.
Jetzt kann jeder der im Besitz eines Schraubenziehers ist PX fahren wenn er will, also bitte nicht weitersagen!

Am frühen Nachmittag spazieren wir durch die Stadt, shoppen, gönnen uns einen Trink und verlegen an den Strand und sind froh, dass die Temperaturen sehr erträglich sind.
Gegen Abend kühlen wir uns im Schwarzen Meer ab.

Beim Abendessen legen wir die Strecke für morgen fest.
Zumindest versuchen wir morgen schon Istanbul zu erreichen.
400 oder 450 km je nach Streckenführung müssen wir bewältigen. Die Vespas sollten jetzt wohl endlich “geeicht” sein und einen Tag lang nicht herum zicken. Die Einfahrt in die 20 Millionen Metropole wird sicher eine harte Nuss. Vor allem weil wir spät am Abend die Stadt erreichen werden und sicher der Teufel los sein wird.
Ein Hotelzimmer buchen wir noch heute von Bulgarien aus.
Start ist morgen pünktlich um neun Uhr. Zuerst geht es ein Stück der Küste entlang und dann direkter Kurs in Richtung Ziel der BLACK OCEAN TOUR: Istanbul!

Tag 6

Die gesamte Mannschaft ist pünktlich und ausgeschlafen um 9 Uhr früh angetreten.
So schauts aus!

Disziplin auf der Black OCEAN Tour.

Anders geht es aber auch nicht.

Wir haben hier ein dichtes Programm. Fahren, Schrauben, Fahren, Schrauben, usw.
Freizeit und eventuell auch mal abschalten ist auf so einer Monster Tour kaum zu haben.
Wie auch immer. Wir sind jeden Tag froh ohne Ende wenn wir unser Ziel erreicht haben.
Wir schreiben den sechsten Tag und sind wie geplant auf Kurs.
Wir haben Ungarn, Rumänien, Bulgarien hinter uns. Wir werden in die Türkei einreisen.
Wir hatten bisher viele Probleme auf die selbst wir nicht vorbereitet waren.

Der Tag beginnt zumindest technisch gesehen ausgezeichnet.
Gesundheitlich gibt es Probleme. Eines unserer zwölf Ohren hat eine Entzündung.
Es schmerzt und schmerzt. Der Patient hat zumindest keine Temperatur. So gehen wir den Tag noch zuversichtlich an.
Wir fahren ein Stück am Meer entlang und kämpfen uns dann über den Berg in Richtung Türkei.
Ja es stimmt schon. Rechts davon wäre eine schöne Landstraße gewesen! Aber, wer will das schon?

10 cm tiefe Schlaglöcher, teils zugewachsene Straßen und 8o km lang! Wir fahren auf der Straße 99 in Bulgarien quer durch den Silkosiya Nationalpark wo eigentlich niemand freiwillig fährt. Wir schon, konnten ja auch die Hinweise auf den Straßenschilder in kyrillischer Schrift nicht lesen. Unser Mann am Sozius mit der Kamera in der Hand ist abgesehen von Stoßdämpfern und den Reifen der Ärmste.

Unterwegs treffen wir auf Franzosen die mit Ihren Austin unterwegs in die Mongolei sind. Sie fahren die Mongolei Rally “Lost in Allegro” von Paris nach eben dort hin. Beruhigt uns dann doch wieder, dass nicht nur wir mit der Beschilderung hier Probleme haben. Klarerweise tauschen wir wieder unsere Aufkleber und schließen Freundschaft mit echt krassen Typen in Bulgarien.

Mittags landen wir dann einen Volltreffer. In einem verlassenen Örtchen biegen wir links ab und kehren in einem Hotel mit Restaurant und Pool ein.
Zugegebenerweise ein totaler Zufallstreffer. Wir essen ausgezeichnet und einige von uns nutzen die Gelegenheit und schwimmen eine Runde!

Die Ohrenschmerzen wachsen sich schon langsam zu einer ordentlichen Mittelohrentzündung aus. Mit den Ohrentropfen aus unserer Bordapotheke versuchen wir das Leiden etwas zu lindern. Wir sind noch ungefähr 270 Kilimeter von Istanbul entfernt, da wird unser Patient richtig durchbeißen müssen. Auf alle Fälle aber wird ein Arztbesuch nicht mehr zu verhindern sein.

Dreißig Kilometer später erreichen wir die türkische Grenze. Nach 90 Minuten Kasperltheater mit einem türkischen Zollbeamten geht es dann endlich weiter.

Er notiert sich sogar die Fahrgestellnummern von unseren Vespas und versucht dann diese Daten in seinen Computer einzugeben. Damit hat er so seine Schwierigkeiten. Das wir dann auch noch rumblödeln gefällt ihm nicht so gut und schmeißt uns hochkant aus seinem Büro. Zwischendurch fürchten wir schon, dass das nichts mehr wird mit der Einreise.

Nach der Grenze haben wir wieder schöne Straßen. Eine PX erleidet dann noch einen Reifenschaden.
Eines der Mega Schlaglöcher in Bulgarien ruinierte wohl den “Schwalbe” Reifen. Das Ergebnis, ein Riss im Gewebe und eine dicke Beule die jetzt am Kupplungsdeckel streift.
Die letzten 150 km sind dann wirklich mühsam. Ein Mann ist jetzt richtig krank. Die Ohrenentzündung wird immer schlimmer. Er hat richtige Schmerzen. Wir kürzen jetzt die Etappen und gönnen ihm und uns mehr Pausen.

Aufgrund von Fehlzündungen wird jetzt eine Zündkerze getauscht. Danach verabschiedet sich an der selben Vespa der gesamte Lichtstrom. Kein Licht und keine Blinker. Das Navi läuft noch aus der Batterie. Irgendwas hat es da definitiv mit der Zündung.

Um 21 Uhr erreichen wir das Hotel. Die letzten Kilometer durch enge Gassen sind Gänsehaut pur. Wir hören den Muezzin wie er seine Leute zum Gebet ruft, umkurven hunderte von Leuten die kreuz und quer über unseren Fahrweg laufen und stoppen punktgenau vor unserem Hotel im Stadtteil Fatih. Das vier Sterne Hotel Perula ist für uns reserviert und der bewachte Parkplatz für unsere Fahrzeuge nur wenige Meter entfernt.
Zwei Mann fahren jetzt zum Arzt um Medikamente zu holen. Der Rest der Mannschaft hält die Stellung in der Lobby. Wir feiern unsere Ankunft noch mit dem einen oder anderen Dosenbier und können unsere Freude, in Istanbul angekommen zu sein, kaum verbergen.

Wir sind dankbar und auch sehr stolz das wir hier sind.
Wir sind hier in Istanbul.
Wir sind schon in viele europäische Hauptstädte eingefahren. Nichts können wir mit dieser Stadt vergleichen. Selbst Madrid oder Rom hat uns nicht so fasziniert.
Der Großraum Istanbul beginnt 20 km bevor man ins “Zentrum” kommt.
Mit der Kamera haben wir versucht die Eindrücke einzufangen.
Mir fehlen ehrlich gesagt die Worte das gesehene/erlebte zu beschreiben.

Gänsehaut pur!

Spät am Abend kommen unsere Jungs vom Arzt zurück und haben zum Glück auch Medikamente bekommen.

Morgen treffen wir uns mit dem Vespa Club Istanbul und danach machen wir unsere Fotos und ein wenig auf Kultur.

Tag 7

Voll Elan geht es um acht Uhr früh zum Frühstück.
Unserem Erkrankten geht es wieder besser, Antibiotika sei Dank.

Um elf fahren wir mit den Vespas auf den öffentlichen Platz zwischen der Hagia Sophia und der blauen Moschee. Wir alle tragen schon unsere Tour Polos. Wir machen unsere Fotos und unterhalten uns mit den Leuten dort. Da unsere Vespas mitten am Platz stehen sind wir auch nicht zu übersehen. Immer wieder halten unsere Moperln als Motiv her.

Mit ein wenig Verspätung kommt dann der Vespaclub Istanbul. Da der Club erst im Aufbau ist besteht er vorerst aus einem Mann. “Ert Krst” ist sein FB Name. Vespafahrer gibt es einige hier, es fehlt nur noch der Wille zusammenzuarbeiten, erzählt er uns. “Ert Krst” hat sich zum Ziel gesetzt genau das zu ändern.

Er will ein Vespacafe eröffnen und einen Vespaverleih betreiben und seinen Club vergrößern.

Wir fahren mit ihm 15 Kilometer durch die Stadt, an einigen Sehenswürdigkeiten vorbei, von Fatih nach Besiktas. Über “Nebenstraßen” erreichen wir schnell seinen Heimatbezirk. Direkt bei der Fatih Sultan Mehmet Brücke setzen wir uns mit ihm in ein Bierlokal. Nach dem Essen verabschiedet er sich ohne es sich nehmen zu lassen, uns alle einzuladen.

“this is turkey” sagt er und wir sagen DANKE!

Wir machen noch ein paar Fotos und gehen dann die 15 Kilometer quer durch die Stadt ins Hotel an. Da eine Vespa aufgrund von Defekten beim Hotel bleiben musste, stecken wir jetzt mit vier Vespas im Stau. Da es immer wieder bergauf geht, gehen die beiden Soziusfahrer, um die Kupplungen zu schonen, beim Stop and Go Verkehr streckenweise zu Fuß.
Unterwegs haben wir dann auch noch einen Reifenschaden. Ein Glassplitter hat einen Schwalbe Reifen vernichtet. Der Reservereifen wird montiert und weiter geht es bis zu unserem Hotel.

Am Abend gehen wir zu Fuß zur “Blaue Moschee” und genießen die Abendsonne. Unsere offizielle Tour Aufkleber Übergabe wollen wir in der Moschee zelebrieren.

Danach gehen wir noch durch die Altstadt und unterhalten uns mit den Leuten die uns immer wieder ansprechen. Das liegt wohl an unseren schicken Tour Polos, an unserem einheitlichen Look.
Jetzt geht es zurück zum Hotel und wir legen noch eine kleine Nachtschicht ein um eben die liegengebliebene Vespa zu reparieren:
Im Laufe des heutigen Tages sind uns an den Vespas einige Mängel aufgefallen. Der Gröbste Schaden ist mit Sicherheit der gebrochene Silent Gummi oben am hinteren Stoßdämpfer einer PX. Nicht ganz zufällig haben wir einen Ersatz dabei. Es wird aber bestimmt eine mühsame Arbeit. Tank und Öltank muss raus, Benzinschlauch und Ölschlauch am Vergaser lösen. Beim Einbau darf nichts daneben gehen. Benzin- und Frischölversorgung gehören zu den wichtigeren Dingen. Wir werden auch gleich die Zündung tauschen oder reparieren damit das Licht und die Ladung wieder funktioniert.

Die weiße Rally zickt auch rum, will und will nicht ausdrehen und eine weitere PX hat Öl am Reifen. Eventuell ein defekter O-Ring im Kupplungsdeckel. Das wird eine lange Nacht.
Was genau heute noch geschraubt wird, werde ich morgen berichten.
Die Tour für Morgen steht jetzt im Detail auch noch nicht fest. Entweder nehmen wir die Brücke oder die Fähre nach ASIEN.

Es geht in Richtung Troja!

Tag 8

Repariert wird bis halb zwei Uhr in der früh. Tatsächlich war der Silentgummi beim hinteren Stoßdämpfer kaputt.
Der Dämpfer hatte keine Verbindung mehr mit dem Vespa Rahmen. Die Feder vom Stoßdämpfer streifte die letzten 50 Kilometer unbemerkt am Reifen. Der Mantel wurde dadurch angescheuert und arg in Mitleidenschaft gezogen.
Am Gehsteig unter einer Straßenlaterne wurde mit vereinten Kräften die PX und auch die Rally repariert. Bei der Rally gab es Probleme mit so einer neumodernen Zündung. Eine originale Ducati Anlage wurde verbaut und der Spuk hatte dann auch sein Ende.

Alle Arbeiten gestalten sich sehr mühsam. Auch das Material geht langsam zu Ende. So wird dann bereits fleißig gelötet. Aus einer Zündung mit einem defektem Pickup und der einen Zündung mit den durchgeschmorten Lichtstromspulen, zaubern wir wieder ein Funktionierende. Reifen werden auch noch umgesteckt.

Da wir Reifen, Zündungen und eventuell einen Auspuff brauchen könnten, teilen wir uns am Vormittag auf.

Zwei Mann besorgen Ersatzteile, zwei bleiben im Bett und die anderen besuchen den “Grand Basar” und den Gewürzemarkt.

Der Markt hat eine Fläche von 54000 Quadratmeter und beschäftigt 30000 Menschen. Die Eindrücke, die Gerüche und das Feeling dort sind einzigartig.

Gegen Mittag sammeln wir uns wieder und machen uns abfahrbereit. Wir treffen uns mit einem Burschen der uns zu einem Reifenservice bringt wird.
Zwei kaputte Schwalbe Reifen werden durch zwei Michelin S1 ersetzt. Immerhin!
Die weicheren S1 lassen sich relativ leicht auf die Alufelgen aufziehen und bekommen einfache Aufgaben am Fahrzeug zugeteilt, als Vorderreifen und als Ersatzrad.
Ersatzteile bekommen wir leider keine. Es ist aufgrund des Ramadans kein Vollbetrieb in der Türkei. Wir können froh sein Reifen bekommen zu haben.

Trotzdem gehen wir dann um halb zwei am Nachmittag unsere Tour an.

Zuerst über die Bospurus Brücke, die Europa mit Asien verbindet, in den asiatischen Teil der Stadt. Nach vielen weiteren Kilometern verlassen wir den Großraum Istanbul. Zuerst in Richtung Osten und danach Richtung Westen. Wir fahren bewusst jeden Meter ums Marmarameer aus.
Geplante Tagesetappe: 350 km.
Endlich fahren wir wieder mal Richtung Westen, der Sonne entgegen. Bei Kilometerstand 2200 liegen wir auch irgendwo in der Mitte unserer Tour. Jetzt ist es in beiden Richtungen gleichweit nach Hause. Also umdrehen lohnt sich jetzt nicht mehr.

Unser Etappenziel für heute ist Bandirma am Marmarameer.
Flott geht es dahin, von Tankstopp zu Tankstopp, wo dann auch wie immer der Soziusfahrer auf den nächsten Rücksitz wechselt.
Schmerzen hat eigentlich jeder, Rücken, der Nacken und das Sitzfleisch sind mit dem Tagesablauf nicht einverstanden.
Bis auf eine Vespa laufen alle brav. Da niemand Lust hat zu schrauben wird sie konsequent ignoriert.

Staubig, dreckig und müde erreichen wir um 19 Uhr Bandirma und bekommen bei der Stadteinfahrt türkischen Begleitschutz. Ein Vespa Fahrer, der uns schon seit Tagen auf FB verfolgt, wartet schon seit Stunden auf uns.
Pickerl Tausch und Freundschaft!

Hotel und Restaurant ist schnell gefunden und die Ankunft in Asien wird gefeiert.
Morgen steht Baden am Programm, die Fähre über die Dardanellen und die Fahrt nach Alexandroupolis in Griechenland.
Streckenlänge 350 km.
Liebe Grüße an Euch Alle aus Asien!!!

Ab morgen fahren wir nach Hause!!

Tag 9

Ohne große Eile verlassen wir um halb elf den Hotel Parkplatz.
Ein wenig müde, da wir dann doch nicht so schnell den Weg ins Bett gefunden haben. Wasserpfeife rauchend und schwarzen Tee trinkend saßen wir um ein Uhr früh noch in der Altstadt von Bandirma und schmiedeten Pläne für die nächsten Tage.

Unser heutiges Tagesziel liegt 350 km entfernt in Griechenland. Alexandroupolis ist die erste größere Stadt nach der türkischen Grenze. Zuvor müssen wir noch rund ums Marmarameer. In Canakkale setzen wir mit einer Fähre in 10 Minuten über und sind wieder in Europa.

Jetzt suchen wir uns noch ein feines Platzerl zum Baden.
Technisch, zumindest mechanisch geht es wieder relativ gut.
Elektrisch gibt es einige Vorkommnisse aber nicht der Rede wert.
Seit langer Zeit bricht uns auch mal wieder ein Kupplungsseil.
Viele Kleinigkeiten die uns dann im gesamten doch sehr viel Zeit an diesem Tag kosten.
An den Tankstellen verpflegen wir uns, mehr Pausen gibt es nicht.
Als wir Richtung Ägäis unterwegs sind haben wir mit extremen Seitenwind zu kämpfen. Nur mit Schräglage können wir die Böen parieren.

An der türkischen Grenze brauchen wir nur eine halbe Stunde. Nur viermal müssen wir die Pässe herzeigen und problemlos verlassen wir die Türkei. In Summe hat es uns gut gefallen. Nette hilfsbereite Leute, gutes Essen und eine interessante Kultur. Istanbul mit seiner imposanten Größe und Sehenswürdigkeiten bleibt uns positiv in Erinnerung.

Es ist wieder mal spät am Abend als wir die letzten 50 Kilometer in Richtung Etappenziel aufnehmen.
Unsere Scheinwerfer verrichten wieder ihren Dienst. Ein Gewitter zieht auf. Begleitet von spektakulären Blitzen am Horizont erreichen wir Alexandroupolis. In der Stadt schlägt uns die aufgestaute Hitze entgegen.

Bald sind die ersten Vespas da und mit Hilfe der Griechen finden wir bald ein Hotel.
Wenig später sitzen wir in einem Fischlokal und genießen die frische Luft. Mittlerweile regnet es.

Morgen geht es nach Nordwesten in Richtung Mazedonien.
Geplante Tagesetappe wie immer 350 km. Unterwegs, wenn wir ein schattiges Platzerl finden wollen wir die Reifen tauschen und zwei neue Stoßdämpfer montieren.

Mittlerweile bekommen wir schon Fotos von uns per Messenger zugeschickt.  Unser Bekanntheitsgrad ist in diesen tagen enorm.

Tag 10

Unser Navigator hat was Spezielles vor mit uns. Die Strecke bis nach Thessaloniki wird heute abseits von den Hauptverbindungsstraßen absolviert. Um halb elf raus aus Alexandroupolis und gleich mal auf den nächsten Berg. Die Straße ist natürlich nicht im besten Zustand, trotzdem cruisen wir lässig dahin, es taugt uns richtig. Unser sechster Mann sitzt gerade auf der gelben Rally am Sozius, viel Bodenfreiheit gibt es nicht. Dort und da müssen wir kleine Hürden nehmen. Aber es macht zumindest Spaß!

Bei einem Bahnübergang hat das Gleis fünf Zentimeter Überstand und trotz langsamer Fahrweise rammt der Auspuffkrümmer die Schiene. Die Rally kommt abrupt zu stehen, der Auspuff verbiegt sich und blockiert den Reifen.
Mühsam zerren wir die Vespa vom Gleis und beginnen mit der Reparatur. Wir haben Glück, gleich daneben finden wir ein Restaurant. Somit ist zumindest fürs leibliche Wohl gesorgt.

Nach einigen kleinen Ortschaften suchen wir uns eine Offroad Strecke für die Foto Session und für die geplanten Filmaufnahmen. Wir wollen mit einem “Harlem Shake” unsere Freunde zuhause überraschen. Kostüme haben wir in Istanbul besorgt, technisches Equipment wie Kamera, Stativ und Laptop um das Video schneiden zu können, haben wir von zuhause mitgenommen.
Und dann war es soweit. Ein unüberlegter Schaltvorgang, ein Knackser und ein Getriebe ist kaputt.
Es ist 14 Uhr am Nachmittag wir haben einen kapitalen Getriebeschaden und unser Ziel liegt 250 km entfernt.
Der Motor muss komplett zerlegt werden. Die ersten Gedanken sind natürlich, ob wir alle Teile dabei haben. Noch wissen wir nicht genau was wirklich gebrochen ist. Die Schaltraste ist es nicht, das wissen wir schon.

Zuerst aber drehen wir noch unser Video. Trotz der bevorstehenden Extrem Schrauberei mitten in der Pampa haben wir unseren Spass dabei. Wir benötigen mehrere Anläufe um die die kurzen Szenen im Kasten zuhaben.

Jetzt packen wir schnell zusammen und suchen uns ein schattiges Plätzchen für die Reparatur.

Wir entscheiden uns für die russische Methode. Alt bewährt und zeitsparend, so müssen wir den Motor nicht komplett ausbauen.
Während am Motor bereits geschraubt wird, fahren zwei Mann in den nächsten Ort und besorgen Getränke und Jause.
Nach der Motoröffnung ist alles klar.

An der Vorgelegewelle sind am zweiten Gang zwei Zähne abgebrochen.
Jetzt wird überlegt ob wir alle Teile dabei haben. Der defekte Motor hat eine “gerade” Verzahnung. Unser Ersatzteil ist aber schrägverzahnt.
Spielt aber keine Rolle, wird eben die Kupplung auch umgebaut und die Übersetzung angepasst.

Alle machen sich an die Arbeit. Auch die Dämpfer und die Reifen werden bei der gelben Rally getauscht. Dabei bricht auch noch das Plastikteil am “faster flow” Benzinhahn.

Die Motor Reparatur läuft relativ reibungslos. Nach zwei Stunden ist die Vespa wieder startbereit.
Wir räumen noch auf und verstauen wieder alles ordnungsgemäß.


Es ist halb sechs am Abend als wir uns auf den Weg machen.

Jetzt wollen wir aber auch noch unser Ziel erreichen. Wir verlassen die Nebenstraßen und steuern die nächste Autobahnauffahrt an.
Links sehen wir das Meer, vor uns die Sonne und unter uns rollen 250 km Asphalt durch!
Die Vespas schnurren wieder und mit unserem Standard Autobahnhunderter sind wir in 4 Stunden in Thessaloniki.

Das war ein Tag mit vielen Zwischenfällen. Einiges an Material ist aufgegangen. Unser Tagesziel ist trotzdem erreicht und unsere Videoaufnahmen warten auf den Feinschliff. Hoffentlich verfügen wir über ein ausreichend starkes Wlan um das fertige Video hochladen zu können.
Morgen fahren wir nach Mazedonien.
Ohrid am Ohridsee ist unser Ziel für morgen. Es erwaten uns 250 km Landstraße.

Tag 11

Früh starten ist auf dieser Tour nicht unsere Stärke. Obwohl fix ausgemacht war, dass wir um 10 Uhr losrollen war es dann doch wieder halb zwölf. Es dauerte einfach ein wenig Zeit bis das Video geschnitten, vertont und hochgeladen war . Nur zu gerne hätten wir die Reaktionen unsere Freunde selbst miterlebt.

In Richtung Edessa lassen wir uns Zeit und überholen kaum.
Dummerweise verliert eine PX am Hinterreifen Luft. Doppelt dumm, der Reifen kann nicht mehr gerettet werden und muss gegen einen neuen getauscht werden.
Optimaler Zeitpunkt um rundum den Reifendruck und den allgemeinen Zustand der Reifen zu checken.
Bei der Reifen Kontrolle fällt dann ein weiterer Schwalbe Reifen aufgrund von einem Gewebe Riss aus.
Grob gerechnet bleiben uns jetzt noch 2 Reifen als Ersatz für den restlichen Weg. Die doppelte Belastung durch den 90 Kilo schweren Beifahrer macht sich schön langsam bemerkbar.
Da wir jetzt noch durch Albanien müssen wird es eventuell knapp mit dem Gummi. Bei der Gelegenheit belegen wir schnell noch die Kupplung an der gelben Rally neu. Der Malossi hat Power ohne Ende, da kann die Kupplung nur schwer entgegenhalten. Trotz aller Bemühungen läuft es danach leider wieder nicht wie geschmiert.

Die 250 Kilometer nach Ohrid werden nicht einfach. Rundherum gibt es Probleme. Einfache Angelegenheiten wie Seilwechsel machen den Tag abwechslungsreich. An zwei Vespas gibt es dauernd Probleme mit der Zündung, die anderen scheppern und klappern irgendwie dahin. Die letzten Tage waren dann doch anstrengend, wir sind richtig müde von der Schrauberei. Machen regelmäßig Pausen, eilig haben wir es heute ja wirklich nicht.

An der Grenze zu Mazedonien sind alle freundlich, die Griechen sowie auch die Mazedoner.

Mit einem guten Gefühl fahren wir in unser sechstes Land.

Eine atemberaubende Kulisse, Berge rundum und eine grüne Landschaft wie Zuhause.
Durch die eine Stunde Zeitverschiebung zu unseren Gunsten sind wir um acht Uhr am Abend im Hotel.
Super nett sind die Leute hier.
So früh wie heute waren wir schon lange nicht mehr am Etappenziel.

Jetzt gehen wir noch an den See und suchen uns ein feines Lokal.

Morgen werden wir die zwei Zündungen reparieren und dann Albanien ansteuern.
Morgen am Abend wollen wir bereits in Montenegro sein.

Wenn es uns zeitlich rein passt, treffen wir unterwegs den Vespaclub von Tirana.

Tag 12

Vom Hotel fahren wir hundert Meter an den Ohrid See. Der Anblick ist fantastisch. Wir bleiben stehen und machen Fotos. Zwei von uns kühlen sich auch gleich ab und gehen eine Runde schwimmen.

Bei der Routenbesprechung haben wir festgestellt, dass wir sehr gut im Zeitplan liegen und wir uns nicht mehr stressen müssen. Sollten wir heute Budvar in Mazedonien nicht erreichen, sollte es kein Problem sein.
So suchen wir uns für den Tag Straßen aus, welche auf unserer Karte als landschaftlich schön gekennzeichnet sind.

Die Fahrt um den See gefällt uns schon mal ganz gut, anschließend der Grenzübergang nach Albanien.
Vor zwei Jahren, als wir zum ersten Mal in dieses Land fuhren, hatten wir noch mehr Sorgen als diesmal.
Gleich nach der Grenze machen wir Rast und dort und da wird ein wenig geschraubt.

Jetzt bekommen wir auch die Nachricht über Facebook, dass uns der Vespaclub Tirana treffen möchte und wir in ihrer Stadt willkommen sind.
“You are welcome in Tirana”, lautet die Nachricht.

Da uns unsere Route so oder so an Tirana vorbei geführt hätte, entscheiden wir uns dafür, die Einladung anzunehmen.
Als Treffpunkt wird Shamrock Cafe um 19 Uhr im Zentrum der Stadt vereinbart.
Die Zeit bis dahin nützen wir und testen die Nebenstraßen.

Die abgelegene 100 km lange Strecke welche uns auch nach Tirana führen würde ist dann aber in einem katastrophalen Zustand.

Für 9 km benötigen wir 20 Minuten. In dem Tempo kommen wir niemals rechtzeitig in die Stadt.

Wir fahren wieder retour zur Hauptstraße. Wieder haben wir eine atemberaubende Aussicht. Immer wieder bleiben wir stehen um Fotos zu machen und um die Eindrücke abzuspeichern.
Pünktlich rollen wir in die Hauptstadt von Albanien. Mit freundlicher Unterstützung der Polizei finden wir dann schnell den richtigen Weg zu unserem Treffpunkt.

Gespannt darauf was uns hier erwartet halten wir vor dem Lokal.

Vespa ist noch keine zu sehen, die Kellner aber scheinen Bescheid zu wissen uns weisen uns ein.


Wir haben noch gar nicht Platz genommen knattert und brummt es von allen Seiten.
Eine Vespa nach der anderen fährt ein und nimmt Aufstellung.

Wir werden herzlichst empfangen und wir freuen uns sehr darüber. Lässige Typen mit ebenso coolen Vespas. Einer davon hat rundum auf seiner P 200 verschieden Teile von der MiG montiert. Alle Schalter sind von einem Kontrollpanell aus diesem Flugzeug. Selbst sein Scheinwerfer ist ein Lamperl aus dem Flugzeug.
Wir machen Gruppenfotos und überreichen unsere Mitbringsel.

Die albanischen Vespa werden mit Scooteria Leibnitz Aufkleber beklebt.
Ein Mechaniker wird organisiert und wir verabreden uns für morgen. Eventuell besorgt er uns ein paar Ersatzteile.
Einem von den Jungs gefällt es nicht, dass eine PX immer abgewürgt werden muss. Der Schlüssel ist ja bereits vor Tagen abgebrochen. So wird kurzerhand ein Schalter am hinteren Gepäckträger zum Abstellen montiert, natürlich auch von der MiG.

Der Abend wird dann fantastisch. Unsere Ersatzteile werden inspiziert und es wird fachgesimpelt. Später dann tanzen wir zu albanischen Volksliedern durchs ganze Lokal.

Für uns wird alles organisiert. Zimmer, Tiefgarage und ein Nacht Corso auf den schönsten Platz von Tirana mit Polizeiunterstützung.

Einfach ein Traum was an diesem Abend abläuft ist. Das ist gelebte internationale Vespa Gemeinschaft auf höchstem Niveau.

Tag 13

Um zehn Uhr vormittags kriechen wir etwas angeschlagen aus unseren Zimmern. Draußen in den engen Gassen von Tirana ist es schon sehr heiß. Den Weg zur Tiefgarage finden wir mit ein wenig Glück auf Anhieb.
Wir verlassen auf dem schnellsten Weg die Stadt. Ersatzteile besorgen wir doch nicht mehr, wir lassen es darauf ankommen. Ürsprünglich wollten wir ohne Zwischenstopp nach Budvar fahren, haben unseren Plan dann doch wieder geändert und treffen uns mit dem dem Vespaclub Shkodra.

Wir haben unseren Plan auch aus dem Grund geändert, weil eine PX plötzlich immer lauter wird und wir eventuelle auf Hilfe angewiesen sind.
Ein Blick unten rein und alles ist klar. Der dritte Auspuff ist gebrochen.
Noch sind es 80 km bis nach Shkodra. Wir sind uns sicher von den albanischen Vespa Jungs aus Shkodra unkompliziert Hilfe zu bekommen.
Die Fahrt wird laut aber zumindest bricht der Auspuff nicht komplett ab.
In Shkodra werden wir am Stadtrand von zwei Vespas abgefangen und zum Clublokal eskortiert.
Das Clublokal ist gleichzeitig eine Pizzeria und liegt am Fluss Buna.

Sehr schön und gemütlich finden wir es. Wie in Tirana rauschen auch hier wieder jede Menge Vespas ein.
Bei der PX wird der Auspuff abmontiert und ein Albaner springt sofort auf seine Vespa und fährt mit dem kaputten Teil zum Schweißer.
Zehn Minuten später ist er mit dem geschweißten Auspuff wieder da.

Damit aber nicht genug. Der Stoßdämpfer ist auch defekt. Totalschaden! Unser Fahrten mit dem Sozius sind selbst für die Bitubo Dämpfer zu viel gewesen.
Da der Chefmechaniker der Albaner großes Interesse an dem verbogenen Bitubo hat, tauschen wir ihn gerne gegen eine gebrauchten originalen ein.
Alle Arbeiten werden direkt im Gastgarten der Pizzeria erledigt. Jeder hilft und schraubt was er kann. Sehr schnell ist die Vespa wieder fahrbereit. Bezahlen müssen wir nichts.
Danach tauschen wir noch Warenwesten, Aufkleber und Banner.

Wir laden alle noch auf ein Getränk ein und fahren dann gemeinsam mit ihnen einen genialen Stadtcorso. Durch jede Fußgängerzone wird gefahren, so sehen wir die gesamte Stadt.

Zur Grenze sind es noch 10 Kilometer.
Unsere Freunde begleiten uns bis zum Grenzbalken.
Wir bedanken und verabschieden uns von den Jungs aus Shkodra.
Die Ausreise und die Einreise nach Montenegro gestaltet sich sehr einfach. Wir haben nur mehr 80 Kilometer bis nach Budvar, so nehmen wir die anspruchsvolle Bergstrasse quer durch den Skutarisee Nationalpark.

Kurz vor Sonnenuntergang erreichen wir die Adria und fahren die Küstenstrasse entlang. Nach dem Schwarzen Meer, dem Marmarameer, der Ägäis ist jetzt die Adria bereits das vierte Meer auf unserer Reise.
In Budvar ist jetzt in der Hauptsaison verständlicherweise Hochbetrieb. Stau ohne Ende, mit der Vespa schwindeln wir uns durch und finden mit sehr viel Glück ein nettes Quartier um wenig Geld.
Nach dem Kultivieren besuchen wir noch ein Strandbar. Unendlich viele Leute und extrem laute gute Musik und super Stimmung. Um exakt ein Uhr früh wird die Musik in allen Lokalen abgedreht.
Auch für uns der richtige Zeitpunkt ins Bett zugehen.
Morgen können wir ausschlafen. Wir fahren nirgendwo hin. Seit Istanbul sind wir jeden Tag gefahren und gönnen uns einen Tag Pause.

Die restlichen 850 bis nach Hause erledigen wir in drei Tagen.
Nächster Zwischenstopp wird Split in Kroatien sein.

Tag 14

Irgendwas hat unsere Vermieterin wohl falsch verstanden.
Statt “two nights” hörte sie “tonight” und setzte uns um elf Uhr am Vormittag vor die Tür. Es tat ihr natürlich leid und so besorgte sie uns gleich in der Nähe ein Ersatz Quartier.
Das neue Quartier hat WG Charakter und ist ganz ok. Unser Vermieter baut sich zu mittag schon den ersten Ofen.
Am Nachmittag geht es an den Strand. Das Wasser ist sehr schön, und mit uns treiben sich dort jede Menge Serben und Russen herum.
Zwei Jungs fahren eine Runde Jet Ski und drei liegen faul herum und nur einer ist wie immer topfit!

Die Route für morgen wird noch eifrig diskutiert. Split ist 350 km entfernt und auf der Bundesstraße ohne weiteres zu erreichen. Wir müssen nur rechtzeitig starten.
Mit dem Vespaclub Split nehmen wir noch am selben Abend Kontakt auf.
Das Zimmer buchen wir auch gleich übers Internet.
Jetzt gehen wir nochmal in die Stadt.
Morgen starten wir wie immer um 9 Uhr. Wir freuen uns schon wieder aufs Vespafahren. Ein Tag rum liegen ist mehr als genug.

Tag 15

Ein besonderes Highlight erwartet uns heute. Bei strahlendem Sonnenschein fahren wir 350 Kilometer an der kroatischen Küste entlang. Die Wettervorhersage verspricht uns zwar einen kurzen Regenschauer rund um Dubrovnik, davon lassen wir uns aber nicht beeindrucken.

Wir starten aus Budva und stellen fest, dass es noch viele schönere Ortschaften als Budva gegeben hätte. Schon wie vor zwei Jahre fahren wir wieder die 40 km um die Bucht von Kotor.
Eine malerische Landschaft mit perfekten Straßen zum Vespafahren.

Bald danach erreichen wir schon die Grenze nach Kroatien. Mittlerweile sind auch hier die Straßen im besten Zustand und bei der Einreise werden wir nur durchgewunken.
Danach kommt der versprochene Regen. Wir haben Glück und brauchen die Regenmontur nicht. Nur wenige Kilometern regnet es leicht und vor uns ist bereits wieder blauer Himmel zu sehen.
Die Vespas laufen jetzt wo es Richtung Heimat geht sehr brav. Bis auf den Lichtstromausfall bei der PX. Die Reparatur in Istanbul hielt nicht wirklich lange. Offensichtlich liegt da irgendwo ein hoher Stromverbrauch an, welcher die Lötstellen an den Spulen immer wieder löst. Reparaturversuche werden in diesem Fall keine mehr unternommen. Zuhause muss da ein neuer Kabelbaum rein. Problematisch wäre nur eine Fahrt in der Nacht, aber soweit wird es hoffentlich nicht mehr kommen.

Ein Reifen wird dann getauscht, aber dafür kann die Vespa nichts. Der ist am Ende seiner Laufleistung. Allgemein sind wir Reifen technisch jetzt wirklich am Ende. Einen Gebrauchten mit dem wir noch 500 km fahren könnten haben wir noch im Talon. Viel darf da nicht mehr passieren.

Als wir Dubrovnik erreichen ist schon wieder alles trocken und die Luft wieder heiß.
Der Blick aus dem Süden auf die Altstadt gefällt uns sehr. Wir sehen die alten Stadtmauer und die Halbinsel auf die das alte Dubrovnik gebaut wurden.
Am liebsten würden wir stehen bleiben um zu fotografieren. Der Verkehr ist aber zu stark und deswegen zu gefährlich.

Danach wird Küstenstrasse gefahren. Ein Traum für jeden Motorrad Fahrer. Spielend überholen wir die Autos und so geht es relativ flott dahin.
Einer fix eingeplanten Tankstelle ist der Sprit ausgegangen so kommen unsere Kanister auch wieder mal zum Einsatz.
Wir gönnen uns auch ein gepflegtes Mittagessen und ein wenig Pause.
Da in Split heute Abend ein wichtiges Fußballspiel stattfindet haben wir uns mit den Jungs vom Vespaclub Split erst um 22:30 verabredet.
Wir erreichen die Stadt um halb neun. So bleibt uns noch genügend Zeit für Quartier beziehen und Körperpflege.
Das es für den Fußballklub Hajduk Split gut läuft können wir dem Dauergehupe auf den Straßen entnehmen.

Das Treffen ist dann sehr lässig. Jeder wird gleich in Gespräche verwickelt und unsere Vespas werden bestaunt. Ein wenig ungläubig lauschen sie unsere Geschichten. Für den Kroaten nicht vorstellbar so lange Urlaub zu bekommen.

Unser alter Freund Alan Peran, der uns vor zwei Jahren bei der Reise nach Athen in Trogir mit Ersatzteilen ausgeholfen hat kommt ebenfalls vorbei und freut sich über das Wiedersehen so wie wir uns auch.
Ein Stadt Corso mit Zwischenstopp an der Promenade ist das Highlight des Abends. Gruppenfotos und Banner Tausch werden erledigt. Natürlich laden wir die Jungs zu unserem Vespatreffen nach Leutschach im nächsten Jahr ein.
Gerne würden sie kommen, sie können es sich aber nur schwer leisten.

Der Abend geht um zwei Uhr früh zu Ende. Morgen stehen viele Kilometer am Programm.

Mittlerweile hören wir von zuhause, dass bereits mehr als 5000 Euro Spenden für unseren karitativen Zweck der Reise gesammelt wurden. Deswegen wollen wir auch die 5000 Kilometer Marke knacken. Wir hatten uns ja vorgenommen für jeden gefahrenen Kilometer einen Euro an den Elternverein LEAH spenden zu wollen. Da aber jetzt bereits mehr Geld da ist, als wir überhaupt Kilometer fahren müssten, planen wir einen kleinen Umweg nach Hause ein.
Neues Tagesziel ist jetzt Portoroz in Slowenien. Weit über 400 km sind zu fahren. Bis nach Riejka und danach quer durch Istrien.

Tag 16

Probleme auf der Black OCEAN Tour.

Hoch motiviert gehen wir den Tag an.
Zuerst noch ein Kaffeetscherl in der Bar gegenüber und um 10 Uhr Richtung Norden.
Die PX, die schon seit Tagen immer wieder negativ mit Zündungproblemen und mit Temperaturproblemen auf sich aufmerksam gemacht hat, gibt komplett den Geist auf. Ein blaues Rauchwolkerl und vorbei ist es mit dem Motor.
Ausrollen und Abstellen, mehr bleibt nicht zu tun.
Keine Kompression und eine unrund laufende Schwungscheibe deuten auf einen Totalschaden hin.
Ein schattiger Platz wird gesucht und auf Teufel komm raus geschraubt.

Der Kolben hat ein Loch und die Kurbelwelle hat sich verdreht. Wir sind ratlos, wie und warum das jetzt bei niedriger Geschwindigkeit passieren konnte.
Ein Blick auf die Zündzeitpunkteinstellung aber klärt das Rätsel auf.
Gestern Nacht, fuhren wir noch durch die Stadt Split. Dafür mussten wir aber schnell eine Zündung mit funktionierenden Lichtspulen verbauen. Eine mit einem schlechten Pickup hatten wir ja noch. Es wurde zu zweit geschraubt. Es ist leider so, dass in der Eile die Zündung auf die falsche Seite auf Anschlag gedreht wurde.
Ein gravierender Fehler der jetzt sehr viel Schaden angerichtet hat. Kopfüber arbeiten und dann links und rechts verwechseln ist vielleicht nachvollziehbar, aber in diesem Fall fatal.

Mit allem drum und dran dauert die Reparatur drei Stunden und somit sind wir um zwei Uhr am Nachmittag wieder startbereit.

Es wurde eine neue Kurbelwelle gegeben und der Kolben wurde getauscht. Dank der zwölf Hände war es für den einzelnen auch nicht so anstrengend.

Nach einer kurzen Testfahrt, vertrauen wir einfach auf unsere Arbeit und setzen die Reise fort.

Minuten nach der Abfahrt haben wir den nächsten Alarm. Ein weiterer Stoßdämpfer, mittlerweile der vierte, gibt den Geist auf.
Diesmal aber ziemlich kurios.
Die Kolbenstange ist gebrochen – einfach in zwei Teile, direkt beim Gewindeauslauf.
Wir improvisieren und bauen aus einem bereits defekten Dämpfer die notwendigen Teile aus.

Nach weiteren 20 Minuten geht es weiter. Jetzt sind wir schon fünf Stunden unterwegs und haben gerade mal 50 Kilometer geschafft.

Auch nach dieser Reparatur läuft es nicht nach unseren Vorstellungen.

An der frisch reparierten PX gibt es wieder und wieder Temperaturprobleme. Alle möglichen Varianten aus CDI und Zündungen und Schwungscheiben werden probiert. Alles vergebens.
Spät am Abend, kurz vor Sonnenuntergang, stehen wir 30 km vor Zadar an einer Tankstelle und wollen mit dem Vespaclub Zadar Kontakt aufnehmen. In diesem Moment fährt eine Vespa ein und der Fahrer ruft: “Hello,Austria! My Name is Ante, I am from Vespaclub Zadar, can I help you!?”

Wie ein Engel kommt er uns zur Hilfe.

Er düst auch sofort los und besorgt uns eine gebrauchte Zündung.
Das Teil wird eingebaut und die ersten Testfahrten sind vielversprechend.
Danach verlegen wir schnell die 20 km nach Sukošan, wo wir bereits von Vespaclub Zadar erwartet werden. Da die Sonne bereits untergegangen ist, checken die Jungs von Sukošan für uns ein Quartier für die Nacht.
Eigentlich wollten wir gar nicht in Zadar übernachten, wir wollten bis nach Portoroz durchfahren.
Aber auf Grund unserer vielen Defekte schafften wir an diesem Tag kaum 150 Kilometer und landeten schlussendlich erst recht in der Nähe von Zadar. Das hat wohl so sein müssen.
Im Nachhinein gesehen war das einer der glücklichsten Zufälle überhaupt. Bis heute verbindet uns mit dem Vespa Club Zadar eine enge Freundschaft. Wir haben viele Freunde gewonnen und verbringen dort immer wieder unseren Urlaub. 

Seit Tagen bereits verfolgen sie unsere Tour und waren schon ein wenig enttäuscht, dass wir zuerst nicht stehenbleiben wollten und den Abend in Slowenien verbringen wollten.
Deswegen waren sie dann auch nicht wirklich vorbereitet auf uns. Zuerst wollten sie ja für uns grillen und auch ein Corso durch den Ort war geplant. Jetzt wird improvisiert und spontan finden sich viele Vespa Freunde in Sukosan ein um uns zu begrüßen.

 

Es ist wieder ein toller Abend mit Vollblut Vespistis. Hier sprechen schon viele Leute perfekt Deutsch, so ist die Kommunikation ein wenig leichter.
Wir bekommen Stickers und Fahnen und sogar ein Urkunde stellen Sie uns aus.
Nächstes Jahr werden wir uns alle auf den Vespa World Days in Biograd wieder sehen. Darauf freuen wir uns jetzt schon.
Nach Mitternacht bringen sie uns dann zum Quartier und wir können endlich schlafen gehen.
Abfahrt ist morgen etwas früher als üblich. Um sieben Uhr geht es los. Hoffentlich haben wir diesmal mehr Glück.

Tag 17

Mit dem Gefühl kaum geschlafen zu haben, reißen wir um halb sieben in der früh bereits die ersten Witze.
Galgenhumor auf der Black OCEAN Tour!
Wir wollen heute Zuhause sein und sind uns aber nicht sicher ob es klappen wird. Je nach Streckenführung sind es ungefähr 440 km.
Wir nehmen den Rat von unseren Freunden vom Vespaclub Zadar ernst und meiden vorerst die Autobahn. Bis zumindest nach Senj fahren wir der Küstenstrasse entlang.
Um sieben Uhr rollen wir los und genießen die frische Morgenluft.
Nach wenigen Kilometern aber zeigt die PX wieder die selben Symptome wie am Tag zuvor. Keine Leistung und das beklemmende Gefühl jeden Augenblick eine Kolbenklemmer zu haben macht sich breit. So sehen wir nur ungern der Tatsache ins Auge, dass jetzt der Zylinder gegen einen neuen getauscht werden muss. Da stimmt was nicht mit dem Kolbenspiel. Immerhin tauschten wir in Trogier nur den durchgebrannten Kolben mit einem Ersatzkolben gleiche Bauart und Größe.

Das war zu diesem Zeitpunkt zwar gründlich und gut überlegt, muss aber nicht zwingend bedeuten, dass es auch funktioniert. Jetzt sind wir gescheiter. diese Kombination passt einfach nicht.
Unsere Reservezylinder transportieren wir platzsparend in den Rallys unter dem Tank. Während zwei Jungs den Tank ausbauen um an den Zylinder zu kommen, schrauben die anderen an der PX.
Da wir am Straßenrand schrauben, sichert ein Mann die Baustelle.

Die Arbeiten dauern ca. eine dreiviertel Stunde und verlaufen ohne Zwischenfälle. Mittlerweile hat auch die Sonne wieder an Kraft gewonnen und so schwitzen wir wieder wie sonst auch.
Den Motor lassen wir warmlaufen und verstauen wieder unser Material.
Danach geht es weiter. Mit wenig Drehzahl wird der neue Zylinder eingefahren. Vorerst läuft er auch problemlos. Das zickige Verhalten ist weg. War es doch tatsächlich der Zylinder!?
Als wir dann bereits mit Zuversicht die Küste entlang cruisen fängt es leider wieder an. Die Symptome sind diesmal aber anders als zuvor und das macht uns auf die Benzinversorgung aufmerksam.
In Istanbul wurde ja wegen dem defekte Silentgummi der Tank ausgebaut und eventuell ist bei den Einbauarbeiten der Benzinschlauch eingeklemmt geworden.
Bei mittlerweile brütender Hitze wird wieder der Tank ausgebaut und der Schlauch neu verlegt.

Die nächsten 50 Kilometer bis nach Senj sind straßentechnisch und landschaftlich ein Traum. Links von uns sehen wir zuerst die Insel Pag und dann die Insel Rab und vor uns perfekter Asphalt und kurvenreiche Straßen. Das Blau der Adria leuchtet zwischen den grauen Felsen. Viele Autos sind zu überholen und es macht richtig Spaß. An kalten grausigen Wintertagen werden wir uns mit viel Sehnsucht an diese Momente zurückerinnern.

Einziger Wermutstropfen ist, dass die Vespa noch immer nicht richtig läuft und die 300 Kilometer von Senj nach Leibnitz nicht möglich sein werden. Es ist 13 Uhr und in 5 Stunden werden wir Zuhause von unsere Familie, unseren Freunden und von vielen Mitglieder vom Elternverein LEAH empfangen. Ein für uns ungewohnt großer Empfang erwartet uns.
Wir spielen schon mit dem Gedanken zuhause alles abzusagen. Wir sind uns einfach nicht sicher, dass wir es schaffen werden.
Trotzdem tauschen wir nochmal am Vergaser die Schwimmerkammer gegen eine andere und fahren über den Berg Richtung Autobahn. Schon beim Losfahren, beim Ausdrehen der ersten zwei Gänge merken wir, dass das Problem jetzt weg ist. Sie fährt sich wieder ganz gut. Genau in dem Moment reißt dann auch noch das Kupplungsseil.

Am Straßenrand wird es dann auch noch getauscht. Von der Sonnenbrille tropft der Schweiß.

Jetzt ist es halb zwei und wir können die letzte Etappe angehen. Die Fahrt auf der Autobahn wird nur mehr von den Mautstellen, von Staus und den Grenzübertritten gebremst. Da heute Samstag ist sind die Staus sehr viele Kilometer lang. Sehr konzentriert und auch sehr schnell kämpfen wir uns zwischen den Autos durch. Wir müssen kaum warten und irgendwie tun uns die Autofahrer leid. Aber immerhin haben sie eine Klimaanlage und wir nicht.

Um 17 Uhr 30 erreichen wir die Grenze zu Österreich. Schnell machen wir ein Foto und mit einem stolzen Gefühl passieren wir die Murbrücke und sind in Mureck.

An der Tankstelle rasten wir einen Augenblick und machen uns hübsch für den Empfang zuhause. Wir ziehen unsere Tour Polos an und sehen, abgesehen vom Dreck unter den Fingernägel, echt super aus.
Dicke Gewitterwolken hängen im Süden und wir hoffen halbwegs trocken das Gasthaus in Landscha zu erreichen.
In Strass regnet es dann leicht. Nur einen Kilometer vor unserem Ziel hört der Regen dann auch wieder auf und von weitem sehen wir schon das Empfangskomitee. Geschätzte 40 Menschen und hochgehaltene Transparente können wir erkennen.
Wie vorher an der Tankstelle ausgemacht winken wir rüber und fahren zum Spaß vorbei. Drehen aber beim nächsten Kreisverkehr um und lassen uns willkommen heißen.
Den kurzen Moment im Kreisverkehr nutzen wir um mit unseren eigenen Emotionen klar zukommen.
Überwältigt vom Applaus stellen wir die Vespas nach 4810 km wieder in Landscha ab. Das Transparent wird von den Eltern und den Kindern des Elternvereins LEAH hochgehalten.
Sehr emotional und schön sind diese Augenblicke. Es werden fleißig Hände geschüttelt und Schultern geklopft. Es wird gebusselt und umarmt.

Die Erleichterung, dass wir wieder alle gesund zuhause sind ist allen anzumerken. Die Freude ist echt, dass spüren wir.

Besonders freuen wir uns über die Anwesenheit der Kinder für die wir uns und unsere Vespa Gemeinschaft eingestetzt haben. Das Ziel, pro gefahrenen Kilometer einen Euro spenden zu können, haben wir Dank der vielen Spender sogar übertroffen. Darauf sind wir sehr stolz.
Danach werden jede Menge Fotos gemacht und beim gemeinsamen traditionellen Cordon Bleu Essen werden die erst Geschichten erzählt.
Das Abenteuer Black OCEAN Tour ist zu Ende.
Fazit ist, dass wir diesmal nichts falsch gemacht haben. Trotz aller Probleme und Rückschläge haben wir sechs auf nur fünf Vespa zusammengehalten und 11 Länder in 17 Tagen bereist. Vier Meere und zwei riesige Seen gesehen und darin gebadet. Wir sind über die Karpaten, über das Donau Delta, über die Brücke beim Bospurus gefahren und waren  auch in Asien. Wir haben sechs Vespa Clubs getroffenen und andere Kulturen kennengelernt. Viele Kontakte geknüpft und viele Vorurteile widerlegt.
Nirgendwo hatten wir mit den Menschen Probleme. Überall bekamen wir Hilfe und die Ersatzteile bekamen wir geschenkt.
Wir haben aber auch viel Armut gesehen und leider Gottes auch sehr viele arme verletzte und verwahrloste Tiere.
Wir freuen uns sehr darüber, dass ihr uns in den letzten Wochen begleitet habt und unsere Berichte gelesen und die Fotos angesehen habt. Nur durch euer großes Interesse an unserem Abenteuer wurde das Projekt LEAH erst möglich gemacht.
Dafür möchten wir Danke sagen!
Danke auch an unsere Familien für all die Entbehrungen die sie durch unsere Reise hinnehmen mussten.
Danke an den Vici ( Commander der Scooteria Leibnitz) für seine Perfekte Promotionsarbeit und seine Geduld mit uns.

DANKE an alle Freunde die mit uns mitgezittert haben.

Nachsatz:

Unsere Spende über €6000 an den “Elternverein Leah” übergaben wir im Zuge unserer Saison Abschluss Ausfahrt. Zweihundert Vespa Freunde waren dabei und freuten sich mit den Kindern für die wir das Geld gesammelt haben.

Wir wissen, dass wir mit unserer Spende drei Familien zumindest ein klein wenig helfen konnten.