Ein Abenteuer mit der Vespa!
Robert, Thomas, Richard und Wolfgang
Bericht von Robert Dolliner
Tag 1
In Logatec, 30 km südlich von Laibach, beginnt unsere Reise.
Wir schlafen die letzte Nacht nicht mehr zu Hause in Leibnitz, weil niemand Schlaf finden würde.
Zur Akklimatisierung der Truppe fahren wir am Abend vor der Reise ein Stück in den Süden.
Vespas werden auf Funktion geprüft, Gepäck auf Vollständigkeit.
Am nächsten Morgen, am Tag Eins unseres Abenteuers sind wir um Punkt 07:30 startbereit.
Die Gira Iberia beginnt eigentlich erst auf der iberischen Halbinsel. Zwei Tage haben wir eingeplant für die 1700 km Anreise nach St. Sebastian.
Unser Ziel ist heute mindestens Frankreich. Wenn möglich ein Stück weiter. Noch in Slowenien haben wir einen kleinen Defekt. Ein durchgebogener Filterdeckel muss getauscht werden.
Dann geht´s aber los: Goricia, Venedig, Padua, Genua, Nizza und nach 900 km sind wir in St.Tropez.
Um elf am Abend wird Quartier bezogen, die Pizza um die Ecke ist eine Katastrophe. Das Bier lauwarm. Typisch Frankreich. Zumindest ist uns davon nicht schlecht geworden.
Tag 2
Frankreich wollen wir heute, wenn möglich, hinter uns lassen. Am Abend sitzen wir bei einem kühlen Bier in St. Sebastian. Zumindest ist das der Plan. Kilometer sind es weniger als gestern, die Mopeds laufen immer besser, fit sind wir auch. Also was soll uns noch aufhalten? Abwarten!
Der Tag verläuft ruhig. Am Vormittag haben wir schon gute 300 km hinter uns.
Marseille, Montpellier, Toulouse…es geht dahin.
Wir haben es fast geschafft. Nur noch 180 km. Dann bei 120 km/h, wir überholen gerade einen LKW, reißt Wolfgang eine Hand in die Höhe. Für uns das Zeichen das was nicht stimmt. Wir rollen aus und kommen am Pannenstreifen zum Stehen. Der Motor steckt, obwohl er gar nicht richtig blockiert hat. Wolfgang hatte die Finger auf der Kupplung und reagierte sofort. Trotzdem ist der Motor hinüber. Warum und wieso bleibt vorerst unklar. Jetzt müssen wir die defekte Vespa zehn Kilometer bis zur nächsten Abfahrt schleppen.
In der Stadt Pau suchen wir einen Unterstellplatz, mittlerweile regnet es auch. Rücksichtslose Franzosen erschweren uns die Suche, während wir uns von einem Kreisverkehr zum Nächsten schleppen.
Bei einem Einkaufszentrum am Parkplatz finden wir den bestmöglichen Schrauberplatz.
Tom und Joe besorgen Proviant, Wolfgang und ich beginnen mit der Reparatur. Schnell stellt sich heraus, dass wir hier heute nicht mehr weiterkommen. Der Malossi Zylinder hat an allen vier Stehbolzen angerieben, Alurückstände an der Nikasilbeschichtung, eingegrabene Kolbenringe. Der Zylinder taugt maximal noch zur Dekoration.
Wir diskutieren wie das jetzt nach tadellose gefahrenen 1500 km passieren konnte. Wir entscheiden uns, als notdürftigen Ersatz für den Malossi Sport, den Pinasco Zylinder zu verbauen.
Er wird auf der 62er Welle montiert und passt wie angegossen. Bei der Montage des neuen Auspuffs (der alte ist schon eingerissen) stellen wir mit Entsetzen fest, dass der Vitonflansch nicht auf den Stutzen passt. Da fehlt locker ein halber Millimeter im Durchmesser. Mit Schmirgelpapier und Feile bearbeiten wir zwei Stunden lang den bereits eingebauten Zylinder. Mittlerweile ist es stockfinster. Das Licht haben sie uns am Parkplatz abgedreht. Einzig unsere Zusatzscheinwerfer geben noch Licht. Hin und wieder patrouilliert die Polizei, sie lassen uns zumindest in Ruhe.
Wir schmirgeln und feilen bis der Auspuff perfekt passt.
Jetzt noch den Rest zusammenbauen und da fällt uns auf, dass der Vergaser samt Wanne locker ist.
Luftfilter runter und dann sehen wir das Malheur. Die hintere Vergaseranzugsschraube ist beim M7 Gewinde abgebrochen. So wie es ausschaut hat der Motor an dieser Stelle vom letzten Tankstopp weg Falschluft gesaugt. Das wird wohl der Grund für den kapitalen Motorschaden gewesen sein.
Irgendwie total ärgerlich, weil wegen der Lappalie ein guter Zylinder Schrott ist, andererseits auch beruhigend den Grund für das Desaster zu wissen.
Irgendwann um Mitternacht beziehen wir unser Quartier und fallen nach einem extrem anstrengenden Tag ins Bett. Unser Tagesziel haben wir nicht erreicht. Hauptsache aber ist, dass wieder alles repariert und sonst nichts weiter passiert ist.
Tag 3
Noch vor dem Frühstück testet Wolfgang den Pinasco. Die größte Frage ist, ob die relativ lange Übersetzung der Pinasco drehen wird können. Aber es schaut ganz gut aus. Drehmoment hat er, der Bursche. Bei Bedarf könnten wir ja auch noch das schräge Z23 montieren.
Da wir gestern nicht unser Ziel erreichen konnten stecken wir uns ein neues. Wir fahren über Bilbao nach Gijon. Heute erwartet uns eine Streckenlänge von 530 km, großteils Bundesstraße.
Als wir dann am dritten Tag endlich Spanien erreichen, gönnen wir uns an der Tankstelle ein eiskaltes Estrella.
Kurz vor Bilbao platzt dann der Auspuff beim Tom. Im Tunnel donnert es als würden Panzer durchrollen. Wir machen im Zentrum halt und reparieren unsere Defekte.
Die total zerfetzte Polini Box wird gegen eine neue Polini Box getauscht. Ich baue eine andere Schwimmerkammer und eine magerere Düse ein. Richard putzt sein Moped und Wolfgang macht alles gleichzeitig.
Dann geht es weiter in Richtung Gijon am Atlantik. An der Tankstelle vor Gijon lernen wir Diego kennen. Er erzählt uns vom Motorbeach Festival in der Nähe. Da müssen wir natürlich hin und sind begeistert. Auch wir sind dort mit unseren vollbepackten Vespas mit unseren ausländischen Kennzeichen eine Attraktion.
Als Fotomotiv müssen wir eine halbe Stunde lang hinhalten. Dann legen wir Aufkleber vom Club auf und mischen uns unters Volk.
Das Festival Gelände ist atemberaubend. Alles findet an einer Bucht am Atlantik statt. Auf einer Anhöhe campen die Fans, weiter oben findet ein Endurorennen statt.
Der Vespaclub Spanien ist auch vertreten.
Zu späterer Stunde suchen wir unser Hotel am Major Placa 11 (zentraler geht´s nicht) auf und gehen so wie wir angezogen sind ins nächstbeste Restaurant. Zugegeben, das war rein optisch nicht unser bester Auftritt.
Tag 4
Am Morgen bestaunen wir noch die Brandung in der Bucht von Gijon.
Unsere Vespas stehen gut verstaut in der Tiefgarage. Unsere Tour führt uns heute quer durch Galizien in Richtung Santiago de Compostela. Wir bleiben noch eine Zeitlang an der Küste, das Wetter ist schön. Wir genießen die Kurven und sind froh, dass wir heute “nur” 350 km fahren werden.
Thomas beklagt sich über schlechtes Fahrverhalten seiner Vespa. Der Übeltäter ist auch schnell gefunden. Der Hinterreifen hat eine Beule und muss getauscht werden. Er war noch nicht am Ende seiner Laufzeit, ist aber auszutauschen. Da jeder von uns vier Räder dabei hat, machen wir uns deswegen keine weiteren Sorgen.
Jetzt geht es ins Land hinein. Wir werden uns in Ordes kurz vor Santiago mit Birgit Wilfling, einer Freundin von uns, auf einen Kaffee treffen.
Der Weg dahin wird beschwerlich. Von der erwarteten Hitze ist hier weit und breit nichts zu spüren.
Die Wolken hängen tief, die Temperaturen sind bescheiden.
Wir sind in Spanien und fahren mit der Regenmode. Wer hätte das gedacht?
Das die Motoren bei diesem Wetter super laufen ist natürlich eine feine Sache. Da ergeben sich dann schon ganz lässige Etappen, wo es richtig zur Sache geht. Aber immer kontrolliert und ohne unnötiges Risiko. Immerhin sind wir schwer beladen und nicht unbedingt um die Ecke, von zuhause aus gesehen.
Apropos schwer beladen: Was wir alles mithaben ist kaum zu glauben!
Extra viel Persönliches ist nicht dabei. Gerade mal für zehn Tage reicht die Wäsche. Jeder hat dann noch eine lange Hose und einen Sweater. Das war es dann. Der Rest sind Ersatzteile und Werkzeuge, gleichmäßig auf alle Vespas aufgeteilt. Insgesamt stehen uns auf der Reise 60 Kilogramm Ersatzteile, zusätzlich drei Reserveauspuffe und 20 Kilogramm Werkzeug zur Verfügung. Wenn dann etwas repariert werden muss, macht es schon Spaß in die Tasche zu greifen und das passende Ersatzteil im Talon zu haben. Notfalls könnten wir nur aus unseren Ersatzteilen in wenigen Stunden einen funktionierenden Motor aufbauen. Hier, ungefähr 2500 km Luftlinie von unseren Werkstätten entfernt, eine beruhigende Tatsache.
Sicher könnten wir unsere Kontakte in Spanien nutzen, um an Teile zu kommen. Das würde dann aber viele Stunden oder auch Tage brauchen, bis wir weiterreisen könnten.
Aber zurück zu unsere Tour. Mittlerweile ist es so kalt, dass wir schon wieder mit der Regenkombi fahren. Und es dauert nicht lange und es regnet auch.
Birgit ist mehr als pünktlich am vereinbarten Treffpunkt, wir natürlich auch. Zusammen verbringen wir den späteren Nachmittag, Essen gemeinsam und tauschen unsere Abenteuergeschichten aus.
Wir machen noch ein Abschiedsfoto und wünschen uns noch eine gute Reise.
In Santiago beziehen wir unser Quartier, wieder rein zufällig im Zentrum der Stadt. Keine Minute entfernt von der Kathedrale.
Als wir in die Betten fallen, hören wir noch das Geläut der Glocken. Auch irgendwie beruhigend nach den Anstrengungen der letzten Tage.
Tag 5
Für die Pilger endet der Jakobsweg meistens in Santiago. Viele aber marschieren auch noch weiter nach Fisterra. Drei bis vier Tage dauert dieser Fußmarsch.
Wir nehmen die Vespa und fahren noch mal Richtung Norden um ans sprichwörtliche “Ende der Welt” zu gelangen.
Wir nehmen auch Regen, Wind und Kälte in Kauf. Schlussendlich lohnt es sich aber. Die Himmel klart auf und so erleben wir diesen magischen Flecken Erde bei Sonnenschein.
Wir lassen uns Zeit und finden auch dort wieder Vespaliebhaber mit denen wir gleich ins Gespräch kommen.
Nach zwei Stunden machen wir uns auf den Weg nach Porto. Es ist 15 Uhr und bis zu unserem Hotel sind es noch 320 Kilometer.
Bei einer Routinekontrolle unserer Reifen fällt eine Schwalbe Paceman sehr negativ mit extrem breiten Rissen am Profilgrund auf. Der muss sofort getauscht werden. Alles andere wäre fahrlässig.
Es wird wärmer in Richtung Süden, in Richtung Porto. Gegen 18 Uhr erreichen wir die portugiesische Grenze und machen gleich ein Foto mit der Landestafel.
Jetzt geht es dann flott dahin, wir nehmen die Schnellstraße. Durch die Zeitumstellung gewinnen wir eine Stunde und so erreichen wir Porto um 19 Uhr. Übers Internet buchen wir unser Hotel. Erstmals machen wir uns ausgehfein und gehen in ein schickes Restaurant.
Auf dem Weg dorthin wird uns, ungefragt und mehrmals, alles Mögliche an Suchtmittel angeboten. Bettler und schräge Vögel sieht man an jeder Ecke. Alles in Allem, arme Leute, denen wir aber nicht helfen können.
Ein Flascherl Rotwein rundet den Tag ab.
Recht früh sind wir zurück im Hotel, müde sind wir alle, die Vespa stehen sicher in der Hotelgarage.
Ist der Benzinhahn zu oder nicht? Ach egal, Gute Nacht!
Tag 6
Heute steht erstmal Sightseeing am Programm. Porto ist bekannt für seine Altstadt und die Ponte Dom Luis. Wir fahren über die Brücke und parken am Ufer des Douro auf einer kleine Anhöhe.
Wir machen Fotos von uns und unseren Vespas. Es wird gepost was das Zeug hält.
Danach setzen wir uns in eine Bar und bestaunen die Altstadt und die Brücke.
Den ganzen Vormittag genießen wir diese Atmosphäre. Es ist heiß und sonnig. Die Truppe ist gut gelaunt und wir plaudern über unsere Erlebnisse in den letzten Tagen. Schweren Herzens starten wir dann gegen eins unsere Mopeds und bummeln in Richtung Coimbra.
Unser Tagesziel ist heute das Surferparadies in Peniche. Knapp 300 km stehen am Programm und wir buchen noch in Porto unser Quartier am Zielort.
Für alle die es nicht wissen, Joe’s Vespa ist und war und wird immer ein Maßstab für Perfektion, Leistung und Sauberkeit sein. Da fällt uns “normalen” Fahrern schon auf, dass er seit Tagen seine Vespa ankicken muss. Dieses sehr untypische Verhalten hinterfragen wir natürlich. Es stellt sich heraus, dass er sich seit Tagen ohne Strom aus der Batterie durch die Gegend quält. Jeder der ihn kennt weiß, wie ihn dieser Umstand wurmen muss. Wir wundern uns, dass er überhaupt schlafen konnte. Nicht dass er vielleicht dadurch schlecht gelaunt ist oder seine Performance darunter leidet. Nur, wenn seine PX nicht 100% in Ordnung ist, ist es seine Welt während einer Vespa Reise auch nicht. Er musste ja erst vor Tagen das frühe Ableben seiner Benzinpumpe hinnehmen.
Im kleinen aber sehr feinen Städtchen Cohimbra genießen wir ein kühles Blondes und machen uns wieder auf den Weg durch viele kleine Ortschaften auf schmalen Wegen.
Es wird kühler je näher wir an den Atlantik kommen, und es wird auch windig. Es geht auch nichts weiter. Wir plagen uns richtig ab. Der böige Wind macht mit unseren Fahrzeugen was er will. Wir werden immer langsamer und langsamer. Wir verfahren uns auch noch, so wird es dann wieder sehr spät. Die Sonne steht schon sehr tief am Horizont, dort wo sich der Himmel und der Atlantik treffen. Das letzte Licht färbt das Meer in ein dunkles Orange.
Unser Quartier ist bescheiden, die Betten eine Katastrophe und irgendwie stinkt irgendwas noch mehr als wir selber. Eine bemerkenswerte Leistung.
Wir fahren ohne Gepäck ins Restaurant. Ohne Neoprenanzug läuft hier kaum jemand herum, so ungemütlich ist es hier. Wir speisen eher mittelmäßig, trinken später an der “Hotelbar” noch ein kleines Bier und schauen Fußball, Bayern gegen Chelsey.
Mittlerweile ist es richtig kalt geworden. Kaum 15 Grad zeigt der Thermometer. Die Straßen sind menschenleer.
Alle gehen ins Bett, und bis auf Joe schlafen auch alle gut.
Tag 7
Vom Klima her ist es hier wie auf einer Alm. Frische Luft, angenehme kühle Temperaturen. Ein gravierender Unterschied jedoch ist, statt Kühe gibt es hier Möwen.
Frühstück gibt es keines, um halb acht rüsten wir die Vespas auf.
Joe wechselt seinen Hinterreifen und inspiziert bei der Gelegenheit Sicherungen, Spannungsregler und Batterie. Er will unbedingt den Grund für sein Stromproblem finden.
Bevor er aber noch beginnt Teile zu tauschen, prüft er noch den Masseanschluss am Motor. Abgebrochen ist die Öse, kontaktlos baumelt der Kabel umher. Im Wechselbad seiner Gefühle bedankt sich Joe beim Tippgeber und beginnt mit einer provisorischen Reparatur.
Jetzt nehmen wir Kurs nach Lissabon auf. Unser Tagesziel ist aber die Algarve Küste. Im 350 km entfernten Albufeira wollen wir eine oder vielleicht auch zwei Nächte verbringen. Wir fahren die 100 km nach Lissabon der Bundesstraße entlang und freuen uns bald am Hauptziel unserer Reise zu sein.
Vor dem Benfica Lisboa Stadion wollen wir unsere üblichen “Siegerfotos” machen.
Ein wenig hektisch wird es dann doch noch. Bei einem leicht kriminellen Linksabbieger bremst Joe nach dem Anfahren nochmal ab und Tom knallt ihm hinten drauf. Kotflügel und Nummertafel sind verbogen, ein Sturz bleibt zum Glück aus.
An der nächsten Tanke biegen wir das geschundene Blech wieder zurück und ziehen auch gleich unsere pickfeinen Tourpolos an.
Dann geht es zum Stadion. Auf einer Anhöhe positionieren wir uns und unsere Vespas. Ein netter deutscher Tourist übernimmt das Fotografieren für uns.
Fesch und lässig wie immer posen und lächeln wir für die Kamera.
Um halb zwei nehmen wir die Autobahn, um möglichst unkompliziert den Stadtverkehr hinter uns lassen zu können.
Thomas ist schon vor Lissabon aufgefallen, dass seine Vespa heute wenig Leistung hat. Er übernimmt die Spitze des Konvois. Mehr als 95 km/h sind aber nicht mehr zu schaffen. Wir denken zuerst an den Auspuff. Eventuell macht der erst 1500 km alte Polini Auspuff schon Probleme und mindert die Leistung?
Auf einem Rastplatz, bei weit mehr als dreißig Grad, beginnen wir mit der Diagnose. Ich wechsle bei der Gelegenheit auch gleich meinen Reifen und binde meinen Auspuff zum dritten Mal mit Draht nach oben. Das angeschweißte Ringerl für die Feder habe ich schon im Baskenland verloren. Heuer haben wir erstmals eine schlauchlose Pinascofelge dabei. Die Montage des neuen Reifens funktioniert reibungslos.
In der Zwischenzeit hat Tom seinen Auspuff demontiert und ein Blick durch den Auslass auf die Kolbenringe erklärt den eklatanten Leistungsverlust. Der L – Ring vom Polini Kolben ist nicht mehr da. Nur mehr der untere Ring sorgte noch für Kompression. Der Kolben ist an der Oberkante ausgebrochen, der Kolbenring durch den Auslass verschwunden. Das totale Desaster. Dieser Zylinder ist jetzt auch für die Tonne. Jetzt muss uns unser letzter Reservezylinder weiterhelfen.
Verbaut wird ein feiner Malossi Sport mit einem GS Kolben aus dem Hause Joe. Sauber verarbeitet und Zuhause bereits auf Funktion getestet. Das Kurbelgehäuse muss vor dem Einbau aber noch gespült werden. Da haben wir schon unsere Technik. Die Vespa wird vorne eingebremst, danach auf den Kopf gestellt und mit Bremsenreiniger spülen wir den Kurbelraum aus. Der neue Kolben und Zylinder wird montiert.
Gesprochen wird jetzt nicht mehr viel. Es ist einfach zu heiß dafür. Jeder macht seinen Part und gemeinsam machen wir wieder alles startklar.
Mittlerweile ist es 17 Uhr. Noch 200 km bis ans Ziel. Den Zylinder wollen wir auf der Autobahn bei 80 Km/h einfahren. Das stellt sich bald als schlechte Idee heraus. Die Motoren laufen bei dieser Drehzahl und bei Lufttemperaturen von 37 Grad heiß. Mit wenig Geschwindigkeitsüberschuss überholen uns auch Busse und LKW’s.
Bei der nächsten Tankstelle müssen wir dann wieder stoppen.
Wolfgangs Pinasco läuft nicht richtig, sein Auspuff wird auch immer lauter. Ich gehe auf Nummer sicher und baue wieder fettere Düsen ein. Wir beschließen jetzt auch die Autobahn zu verlassen. Noch einen Schaden können wir jetzt nicht gebrauchen. Wir sind Zylindertechnisch gesehen am Ende mit unserem Material.
Jetzt kommt Pech auch noch dazu. Wir erwischen ein Stück Bundesstraße in katastrophalen Zustand. Hauptsächlich besteht die Fahrbahn aus Schlaglöcher und brutale Fräßkanten. Ich bin letzter Mann und übersehe eines von den größeren Löchern. Mein frisch montierter Reifen und mein Dämpfer hinten schlagen voll durch. Zum Glück platzt der Reifen nicht und die Felge bleibt unbeschädigt. Trotzdem ist die Vespa angeschlagen. Irgendwas ist passiert. An der Tankstelle sehen wir das Malheur. Der Dämpfer ist gebrochen. Die Federkappe oben ist durchgerissen. Der muss getauscht werden.
Jetzt nutzen wir die Pause auch für einen Snack. Die Reparatur ist dann auch gleich erledigt.
Noch immer liegen 150 km vor uns. Es ist auch schon halb acht.
Der nächste Defekt ist dann ein Zündkabel. Beim Ausblitzen erkennen wir das der Funken unregelmäßig kommt. Prophylaktisch tauschen wir CDI, Kabel, Stecker und Kerze. Währenddessen bucht Tom das Quartier an der Küste.
Wenige Kilometer später bricht der Auspuff beim Wolfgang endgültig. Ein Weiterfahren ist so nicht mehr möglich. Noch immer trennen uns 70 Kilometer von unserem Ziel. Ein neuer Auspuff wird montiert und weiter geht´s.
Jetzt ist es zum Glück bereits kühler.
17 km vor unserem Hotel um ca. 22 Uhr tanken wir nochmal voll. Ich greife zum Zapfhahn mit dem grünen Etikett und beginne meinen Zusatztank zu füllen. Seltsam finde ich nur, dass es plötzlich nach Diesel stinkt. Haben die in Portugal doch tatsächlich auch für Diesel ein grünes Etikett in Verwendung. Wieder was gelernt. Die vier Liter werde ich wohl morgen wieder irgendwie aus dem Reservetank herausbekommen müssen. Trotzdem gönnen wir uns jetzt unser erstes Bier an diesem Tag und scheppern anschließend zum Hotel.
Heute saß uns wirklich der Defektteufel im Nacken. Eine richtige Materialschlacht war das.
Solche Tage haben wir schon öfters erlebt und trotzdem haben wir immer noch unser Ziel erreicht. Das gehört bei unseren Vespareisen einfach dazu. Die notwendige Routine um mit diesen Schwierigkeiten fertig zu werden und trotzdem Spaß dabei zu haben, haben wir uns über die vielen Jahre erarbeitet.
Heute gehen wir noch Essen und dann ins Bett. Die Pickerlübergabe verschieben wir auf morgen. Morgen gönnen wir uns und den Mopeds einen Ruhetag. Hier an der Algarveküste soll es sehr schön sein.
Tag 8
Endlich mal ausschlafen. Zu Mittag sitzen wir immer noch beim Frühstück und plaudern miteinander.
Mit Badehose und einem geliehenen Handtuch aus dem Hotelzimmer geht es an den Strand. Ich erspare mir und euch jetzt eine detaillierte Beschreibung des Strandes. Wir wissen, bei euch zu Haus ist schlechtes Wetter, bei uns hingegen nicht.
Wir baden im überraschenderweise angenehm temperierten Atlantik und freuen uns wie kleine Kinder über unser Glück. Einstimmig sind wir der Meinung uns diesen Tag wirklich verdient zu haben. Der Tag vergeht sehr schnell. Gegen Abend setze ich mich dann ins kühle Hotelzimmer und schreibe meine Berichte.
Unser Abendessen wollen wir in der Altstadt von Albufeira genießen. Mit einer Ape ohne merkbare Bremsleistung und einem wahnsinnigen Piloten glühen wir bergauf und bergab in die City.
Die Leute hier geben sich alle Mühe. Ein Open Air Konzert am Strand und alle mögliche Attraktionen haben sie für uns aufgebaut.
Nach dem Essen gehen wir noch in eine Bar, wieder mit einer Super Rock Band und einem genialen Gitarristen. Hier findet dann auch unsere Pickerlübergabe statt. Heuer habe ich wiedermal die Ehre ein paar Worte sagen zu dürfen.
Gegen zwei Uhr früh sind wir wieder im Hotel. Schlafen gehen lautet die Devise. Morgen geht es dann wieder in Richtung Heimat.
Wir befinden uns bei Kilometerstand 3750. Wir haben noch 8 Tage und ungefähr 2500 Kilometer vor uns und jeden einzelnen davon wollen wir genießen.
Da wir morgen Portugal verlassen, möchte ich noch was loswerden: Das Land, die Algarveküste und vor allem die Leute hier sind der Hammer. Da kommen wir gerne wieder. Vielen Dank !
Tag 9
Leicht verkatert und noch dazu verspätet finden wir uns an unseren Fahrzeugen ein.
Wir wollen an der Küste bleiben um nach Sevilla zu gelangen. Der einzige Weg führt über die Autobahnbrücke.
Meine abgebrochene Motortemperaturanzeige habe ich ins Freie verlegt, damit wir den heutigen Temperaturverlauf verfolgen können. Es ist 10.30 Uhr und wir haben 30 Grad.
Noch bevor wir in Spanien ankommen müssen wir tanken. Ich beginne damit, den vor zwei Tagen versehentlich getankten Diesel, aus meinen Reservetank zu pumpen.
Mit der verbauten Benzinpumpe kein großes Problem. Der an der Tankstelle im Schatten sitzende Hombre tankt das Benzin Diesel Gemisch in seinen Defender und bedankt sich auch noch dafür.
Als wir die Grenze nach Spanien hinter uns lassen ist es, durch die verlorene Stunde durch die Zeitumstellung, bereits dreizehn Uhr.
Unsere Reise geht weiter in Richtung Sevilla. Achtunddreißig Grad, das zugeklappte Visier schützt uns vor der heißen Luft. An den Tankstellen machen wir längere Pausen und kühlen uns im Schatten ein wenig ab.
Unser heutiges fast 450 km entferntes Ziel ist Malaga am Mittelmeer.
Dort hat Pepe, ein Bekannter von uns, einen Vespashop oder er arbeitet dort. So genau wissen wir das nicht. Er hat uns einen Zylinder und einen Stoßdämpfer versprochen. Immerhin haben wir noch mehr als zweitausend Kilometer vor uns und wir wollen auf Nummer sicher gehen. Abholen wollen wir das Material morgen früh.
Jetzt fahren wir bereits bei vierzig Grad. An ein Fahren ohne Jacke ist gar nicht zu denken. Die Sonne und die heiße Luft sind unerträglich.
Wolfgang fährt seine Rally mit dem Pinasco schon längst an ihrer Leistungsgrenze. Das Kerzenbild ist auch eher mager und so versuchen wir mehrere Einstellungen durch. Da sich aber kaum was verändert tauschen wir die Zündung und anschließend den kompletten Vergaser. Letzteres zeigt tatsächlich Wirkung. Die Untersuchung des Vergasers, warum er nicht richtig funktioniert, verschieben wir aber auf einen kühlen Abend zuhause.
Die Hitzeschlacht geht weiter. Vierzig Grad zeigt die Digitalanzeige. Wir treffen auf Michael, der sich mit seiner 1250er BMW auf Spanienrundreise befindet. Er zeigt sich begeistert von unserem Enthusiasmus. Ein Stück begleitet er uns bis er sich dann mit einem dicken “Brumm” davonmacht. Mit 90 PS hat er auch leicht lachen. Wir hingegen haben ungefähr 25 PS unter der Backe. Zumindest war es bei allen Vespas beim Losfahren so.
Unsere Motoren sind allesamt Drehschiebermotoren, ausgestattet mit einer verschweißten 62er Welle.
Wir fahren mit optimieren Si 24 Vergasern und als Auspuff verwenden wir Boxen von Polini und Pipe Design. Auch einen Pinasco und eine guten alten SIP Road Eins haben wir montiert.
Pipe Design und Polini haben beide eine akzeptable Leistung jedoch keine Langlebigkeit. Ein unverschweißter Polini Auspuff hält bei uns gerade mal 1500 Kilometer.
Um halb Acht hat es immer noch 35 Grad. Von unserem Ziel trennen uns noch 200 km. Geschätzte Ankunftszeit im Hotel um Mitternacht. Bergauf, bergab, von Tankstelle zu Tankstelle. Nicht um zu tanken, wir machen oft Pause und besorgen uns kalte Getränke.
Als wie die Stadt Fuengirola erreichen sind wir hundemüde. Wir sind fix und fertig. Der Rücken schmerzt, die Ohren glühen unter dem Helm, die Hände sind müde vom Kuppeln und vom Gasgeben.
Aber wir und unsere Vespas haben es geschafft.
Irgendwer in Pontedera muss sich tatsächlich was dabei gedacht haben, als er den Vespamotor entwarf. Dass diese Distanz, bei diesen Temperaturen, mit unserer Beladung, mit luftgekühlten Zweitaktern machbar ist, wundert uns selbst.
Gerade deswegen verwenden wir als Basis ausschließlich originale Teile. Experimente mit Fremdvergasern und Fremdzündungen machen wir keine mehr.
Zu essen bekommen wir nur mehr Fast Food, einmal um die Ecke von unserem Hotel. Danach geht´s in den fünften Stock unseres zwei Sterne Hotels. Im Badezimmer riecht es sehr chemisch. Ich beginne gar nicht damit irgendwelches Ungeziefer zu suchen. Ich vertraue einfach der Hotelbewertung.
Die Sorge, wie wir dieses Haus im Brandfall verlassen könnten schieben wir beiseite und legen uns ins Bett. Drei Sekunden später schlafen alle.
Tag 10
Um elf am Vormittag treffen wir uns mit Pepe im Geschäft. Da er eigentlich heute nicht arbeiten müsste, war das doppelt nett von ihm. Er kann uns einen Grauguss Polini und einem RMS Stoßdämpfer anbieten. Immerhin, wir haben selbst damit kaum gerechnet. Da er uns den altmodischen Zylinder um den Einkaufspreis weitergeben kann, schlagen wir zu. Sollte noch ein Zylinder kaputt gehen, werden wir froh sein eine Alternative zu haben.
Pepe ist Präsident vom ansässigen Vespa Club Fiongirola. Er gibt uns ein Bier aus, wir besichtigen sein Geschäft und lassen uns ein wenig die spanische Typenkunde erklären. Er selbst fährt eine Motovespa DS 200. Wir besprechen mit ihm noch die heutige Route. Der Weg führt uns durch den Nationalpark Sierra Nevada. Gerne nehmen wir seine Tipps an.
Erst gegen fünfzehn Uhr machen wir uns auf den Weg. Die Costa del Sol lassen wir hinter uns und biegen ab in Richtung Berge. Recht schnell sind wir auf tausend Meter und cruisen lässig dahin.
Viel zu fett eingestellt sind die Vespa auf dieser Höhe. Das wollen wir bei Gelegenheit gleich ändern. Die sollte sich auch bald ergeben.
Toms Vespa macht mit Aussetzern auf sich aufmerksam. An der Tankstelle sehen wir auch gleich was passiert ist. Beim Kuppeln wandert das Lüfterrad sehr weit nach außen. Weiter als es dürfte, mit Lagerspiel hat das nichts mehr zu tun. Da ist was mit dem Lagersitz passiert. Wir vermuten, dass der Lagerring sich mitgedreht hat und den Sitz ausgeweitet hat.
Das heißt für heute Abbruch. So kommen wir nicht mehr weiter. Den Motor müssen wir wohl öffnen und den Lagersitz reparieren. Wir gehen davon aus, dass wir drei Stunden dafür brauchen werden.
Wir suchen ein Hotel in der Nähe und fahren materialschonend die verbleibenden zwanzig Kilometer.
Das Hotel hat drei Sterne und ist ein Wellness Hotel für ältere Semester.
Trotzdem werden wir mit unseren lauten, stinkenden Zweitaktern herzlich empfangen.
Wir schnappen uns den Bademantel und die Badehaube und gehen bei einer Außentemperatur von fünfunddreißig Grad ins beheizte Pool.
Danach machen wir uns an die Arbeit und nutzen das letzte Tageslicht.
Mit einer Fühlerlehre stellen wir ein Axialspiel von 0.6 mm fest. Die passenden Distanzscheiben und Kleber haben wir dabei. Hotel Personal, Security, sowie auch Hotelgäste beobachten uns fassungslos. Ein älterer Herr spricht relativ gut Deutsch und erklärt den besorgten Beobachtern was wir hier tun und das wir das schon schaffen werden.
Als es dunkel wird gehen wir Abendessen. Zwischen Rollator und Sauerstoffgerät genießen wir unser Kukidentmenü.
Es ist Samstagabend kurz vor zehn Uhr. Wir gehen zurück zu unserem Schrauberplatz und beginnen mit dem Zusammenbau. Noch leuchten die Laternen, später müssen dann wieder unsere Scheinwerfer und unsere Batterien herhalten.
Eigentlich läuft alles recht unproblematisch ab. Um ein Uhr früh ist der Motor wieder eingebaut. Wir räumen noch schnell das Gröbste auf. Sorgen machen wir uns keine, dass hier etwas wegkommen könnte, deswegen bleibt alles bei den Fahrzeugen.
Erst morgen früh werden wir den Motor starten. Wir sind zuversichtlich, dass er wieder funktionieren wird und wir die Sierra Nevada durchfahren können.
Tag 11
Am Frühstücksbuffet unterhalten sich die netten Omis mit uns, erzählen uns alles Mögliche, wovon wir leider kaum etwas verstehen. Wir lächeln und schrauben den freundlichen Damen ihre PET Flaschen auf. Wir bekommen frische Ham and Eggs, der Kaffee ist eher etwas schwach angerührt.
Unser Hab und Gut ist schnell gepackt und danach latschen wir zu unseren Mopeds.
Dort muss noch einiges aufgearbeitet werden. Ich tausche meinen defekten Polini gegen einen Pinasco Auspuff. Tom sucht seinen Querbolzen von seinem T5 Bremshebel. Da wir ihn nach einer Stunde noch immer nicht finden können, improvisieren wir.
Der frisch verbaute Motor läuft rund und sauber. Das geklebte und distanzierte Lager sitzt.
Für eine Reparatur im Freien, irgendwo in Südspanien eine akzeptable Leistung.
Erst irgendwann nach Mittag geht es los und wir steuern in Richtung Sierra Nevada.
Wir plagen uns rauf. Kilometer für Kilometer geht es bergauf.
Bei 1500 Höhenmeter müssen Tom und ich dem Vergaser eine kleinere Düse spendieren.
Bis zuletzt hat bei uns allen nur mehr der zweite Gang ausreichend Leistung.
Hier, auf 2550 Meter ist dann Schluss, hier geht es nur mehr zu Fuß weiter. Ein Schranken versperrt uns den Weg. Nur mehr mit einer Sondergenehmigung geht es jetzt mit einem Kraftfahrzeug noch weiter nach oben. Oder 300 Höhenmeter zu Fuß gehen? Für den Ausblick aufs Mittelmeer und bei guten Wetter bis nach Afrika würde sich der Weg schon lohnen. Das ist uns dann doch zu sportlich und wir setzen uns ins nächstbeste Beisl.
Und es werden selbst hier wieder Fotos von unseren Mopeten gemacht. Es ist wirklich egal wo wir mit unseren Vespas auftauchen, überall finden wir sofort Vespafreunde.
Kurz besprechen wir jetzt wohin uns unser heutige Etappe noch bringen soll. Schnell wollen wir wieder ans Meer gelangen. Nach Mortill an die Küste und dann weiter in Richtung Norden nach Almeria wollen wir fahren.
Relativ lange dauert die Bergabfahrt und es wird heiß und heißer. Jetzt auf tausend Meter Höhe hat es achtunddreißig Grad.
Wir fahren bei dieser dünnen und heißen Luft mit starken Gegenwind in Richtung Küste. Die Motoren sind ohne Leistung. Wir müssen stehen bleiben, wir wissen nicht ob bei uns allen Defekte vorliegen oder nur die Bedingungen zu brutal sind.
Weiter geht es, zweiundvierzig Grad, die Küste ist in Sicht.
In Mortell fahren wir von der Autobahn ab und hoffen, dass wir ein gemütliches Restaurant am Strand finden.
Schon bei der Stadteinfahrt kommt uns alles sehr grauslich vor.
Jetzt erinnere ich mich an bereits gelesene Reiseberichte und ich fürchte Schlimmstes.
Ja, wir planen unsere Touren technisch gesehen schon sehr genau, überlassen aber bei der Streckenführung viel dem Zufall.
Wie sollen wir wissen wann und wo wir mit unseren Fahrzeuge ankommen werden, deswegen wird erst immer vor Ort das Quartier gebucht. So haben sich schon sehr viele schöne Überraschungen ergeben.
Jetzt sitzen wir hier und es ist grauenhaft. Wir sind mitten im “Mar del Plástico” im grauslichsten Teil von Spanien angekommen.
Hier in diesem Teil von Spanien ist der Anbau von Gemüse in Gewächshäusern für ganz Europa zu einem lukrativen, aber sehr fragwürdigen Geschäft geworden. Möglicherweise genießen die Betreiber eine gewisse Art von Wohlstand, die illegalen Nordafrikanischen Arbeiter aber sicher nicht. Wir fahren von Mortill 120 km bis nach Sant José.
Auf der gesamten Strecke ist links und rechts von uns soweit das Auge reicht das Land mit Gewächshäusern bedeckt. Ein Gewächshaus ist ungefähr 50 Meter lang, 20 Meter breit und billigst gebaut. Eine Holzkonstruktion, Plastikplanen darüber gespannt mit Draht verzurrt und fertig. Jetzt bitte aufpassen, mit diesen Anlagen sind hier unvorstellbare dreihundertsechszig Quadratkilometer Fläche verbaut.
Bei der zweistündigen Durchfahrt auf der Autobahn durch diese unfassbar vielen Gewächshäuser schäme ich mich dafür ein Teil dieser Konsumgesellschaft zu sein.
Unser Zielort Sant José ist trotzdem recht nett, wir kommen um Mitternacht an.
Wir erkundigen uns noch beim Wirten wo wir morgen am schnellsten eine Werkstatt finden, wo wir am Vormittag unsere kaputten Auspuffe schweißen lassen können.
Für morgen stehen ungefähr vierhundert Kilometer am Programm.
Wenn beim Schweißen alles gut geht und sonst nichts dazwischen kommt sollten wir unser Ziel an der Costa Blanca erreichen. Anstrengend wird diese Etappe mit Sicherheit.
Tag 12
Heute steht uns ein richtiger Arbeitstag bevor. Früh aufstehen, dann zum Schlosser um die Ecke und dann, so schnell es geht, an die Costa Blanca. Wir müssen ein paar Kilometer aufholen, um doch noch einen freien Tag genießen zu können. Vor zwei Tagen wurden wir ja durch einen Motorschaden aufgehalten und konnten deswegen unsere Tagesetappe nicht fahren.
Aktuell trennen uns noch neunhundert Kilometer von Barcelona, wo wir unsere Fähre nach Savona erwischen müssen.
Die Jungs von der Schlosserei wundern sich ein wenig, zeigen sich aber sofort hilfsbereit. Von drei Vespas bauen wir die Auspuffe ab und lassen die Risse verschweißen.
Allein die Montage ist schon eine schweißtreibende Angelegenheit, wie muss es wohl dem marokkanischen Schweißer gehen? Die Dusche von heute Morgen hätten wir uns sparen können, soviel steht fest. Jetzt zickt auch noch meine Benzinpumpe herum!
Obwohl wir uns beeilen, dauert es doch bis halb zwölf bis es dann endlich losgeht. Wir tanken wie immer auch unsere Reservetanks bis zum Rand voll. Mit möglichst wenig Tankstellenstopps wollen wir flott ans Ziel kommen. Dadurch sparen wir Zeit und hoffen heute erstmals vor Sonnenuntergang planmäßig unser Ziel zu erreichen.
Auf eine Schrauberei bei dieser Hitze hat wirklich niemand Lust und so schonen wir unsere Motoren. Mit neunzig Stundenkilometer geht es sieben Stunden auf der Schnellstraße oder teilweise auch auf der Autobahn dahin. Nach zweihundert Kilometer halten wir an einer Tankstelle um zu tanken und um frische Getränke aufzunehmen. Die Bereifung wird gecheckt und weiter geht es. Durchbeißen lautet die Devise. Kilometer für Kilometer, Visier zu, Musik an!
Die Küste und die Landschaft sind wieder schön. Kein Gewächshaus weit und breit.
Bei Toms Vespa müssen wir die Nebendüse fetter stellen, das ist heute aber schon alles was wir unterwegs schrauben müssen. Planmäßig wie die Eisenbahn rollen wir um halb sieben in Denia an der Costa Blanca ein.
Die letzten siebzig Kilometer waren richtig anstrengend. Wolfgang klagt über Nacken und Rückenschmerzen. Ein eiskaltes San Miguel für die Nerven und ein zweites gegen den Durst, danach können wir wieder lachen und uns freuen. Wir haben es geschafft. Die “Gira Iberia” ist wieder auf Kurs und unserem Badetag steht morgen nichts mehr im Weg.
Wir setzen uns gleich an die Strandbar und gönnen uns ein oder zwei Mojitos. Wie schön so eine Vespareise doch sein kann.
Tag 13
Die Nacht ist eine Katastrophe. Wir kommen spät ins Hotel und unsere Klimaanlage funktioniert nicht. Wir können niemanden finden der uns helfen könnte. Es ist unglaublich heiß in unserem Zimmer. An ein Schlafen im Zimmer ist nicht zu denken. Wir verlegen ins Freie auf die Sonnenliegen.
Kaum geht die Sonne auf plagen uns Sonne und Grillen. Das Frühstückt ist sehr spärlich und noch dazu teuer.
Ich borge mir wieder ein Handtuch vom Hotel, meine Kollegen kommen piekfein mit Rucksack und Badeaccessoires aus ihren Räumen. Den Mopeds schenken wir heute Morgen keinerlei Aufmerksamkeit. Erst am Abend wenn es etwas kühler ist, wollen wir ein paar Dinge erledigen.
Wolfgang will seine Kupplung überprüfen und Thomas muss seinen Stoßdämpfer vorne tauschen. Der Bitubo ist schon einige Jahre montiert, diese Reise hat er nicht mehr durchgehalten.
An den Strand lassen wir uns von einem Taxi bringen. Dania hat ein Familienstrand, flaches Wasser, Liegestuhl und Sonnenschirm. Wir genießen unseren freien Tag in vollen Zügen.
Ein gemütliches Abendessen rundet den Tag ab. Morgen starten wir um neun Uhr früh in Richtung Barcelona.
Tag 14
Bis nach Barcelona sind es noch vierhundertsechzig Kilometer. Nach den ersten einhundertfünfzig Kilometer machen wir die erste Pause. Die Truppe ist trotz des freien Tages gestern, relativ müde. Die zwei Wochen rundum die Halbinsel waren dann doch sehr kräfteraubend.
Die Vespas laufen heute ganz brav und kommen so ohne Zwischenfälle gut voran. Beim Überholen von Bussen und LKW’s quält sich Wolfgang mit seinem Pinasco schon ziemlich ab.
Die Malossi und Polini Motoren werden deswegen den ganzen Tag über nur mit Halbgas betrieben.
Wolfgang klemmt sich in unseren Windschatten und dort bleibt er auch für den restlichen Tag.
Bei Taragonna, hundert Kilometer vor Barcelona, gönnen wir uns wieder eine Pause.
Der Strand und das Meer lachen uns schon an, hier würde es uns schon ganz gut gefallen. Trotzdem fahren wir nach einer kurzen Pause weiter bis nach Barcelona. Kurz vor sieben Uhr abends rollen wir über die Avinguda Diagonal einmal quer durch die Stadt. Wir stellen die Vespas ab und setzen uns gleich in ein nettes Restaurant. Heute wollen wir endlich einmal Paella zu essen bekommen, bisher waren wir immer zu spät dran.
Unser Hotel checken wir gleich in der Nähe, machen uns ausgehfein und statten der Rambla noch einen Besuch ab. Hier auf dieser berühmten Straße ist natürlich jede Menge los. Tolle Lokale, Bars, Straßenkünstler wohin man schaut.
Leider aber auch jede Menge Drogendealer die sich mit Bierdosenverkauf tarnen. Jetzt heißt es in Bewegung bleiben. Als wir einmal kurz stehen bleiben, um uns zu orientieren, wittern die Dealer ihre Beute. Wir werden eingekreist. Der Dealer will ins Gespräch kommen und ein weiterer bietet uns einen Stripclub, eine Gang Bang Show und ein Puff in der Nähe an. Wir zischen ab durch die Mitte, flüchten uns in einen Innenhof. Hier gönnen wir uns ein paar Drinks und später besuchen wir noch einen Tanzclub. Hier in einem alten Keller geht auf zwei Ebenen die Post ab. Wir feiern unsere Ankunft in Barcelona.
Morgen bleiben wir hier in der Stadt. Erst am Abend geht unsere Fähre nach Italien. Das heißt wir können richtig ausschlafen.
Tag 15
Erst am Abend legt unsere Fähre in Richtung Italien ab.
Savona, unseren Zielhafen, werden wir morgen früh um sechs Uhr erreichen und liegt in der Nähe von Genua. Von dort wollen wir über den Gardasee, Trient, Bozen, Lienz auf zwei Tage nach Hause fahren.
Zuvor aber haben wir noch einen ganzen Tag in Barcelona und besichtigen die berühmte Sagrada Familia, eine Kirche an der bereits seit über hundert Jahren gebaut wird. Der ursprüngliche Baumeister Gaudi, ist bereits seit mehr als neunzig Jahren tot. Das Bauwerk gefällt uns eigentlich gar nicht, wir ziehen weiter und abseits vom Trubel setzen wir uns in eine Pizzeria.
Obwohl wir unsere Zimmer im Hotel bereits räumen mussten, dürfen wir am Nachmittag noch die Dachterrasse des Hotels nutzen. Pool und Sonnenliegen, kühle Getränke, hier machen wir Siesta.
Mit einer Stunde Zeitreserve fahren wir um achtzehn Uhr zum Terminal unserer Reederei Grimaldi.
Damit mit den Tickets und der Fähre immer alles funktioniert, buchen wir unsere Tickets wie immer Monate im Voraus, im Reisebüro unseres Vertrauens. Wir finden es jetzt aber etwas seltsam, dass hier eine Stunde vor dem Verladen kaum etwas los ist. Auch nicht beim Check In.
Das Rätsel löst sich gleich in eine mittelmäßige Katastrophe auf.
Die nette Dame am Schalter klärt uns auf. Die Fährverbindung, die wir gebucht haben, wurde vor vielen Wochen eingestellt. Kein Schiff bringt uns heute noch nach Norditalien. Unser Reisebüro hätte uns informieren müssen, hat es aber nicht. Jetzt sitzen wir hier fest.
Als Alternative wird uns sehr schnell eine Überfahrt nach Civitavecchia bei Rom angeboten.
Das Schiff soll den Hafen morgen um acht Uhr erreichen.
Wir besprechen kurz die Lage, diskutieren die Streckenlänge von Rom nach Hause und lassen daraufhin unsere Tickets umbuchen. Kleinere Abweichungen von der geplanten Route kommen bei uns immer wieder vor. Aber dass wir jetzt von Rom, statt von Genua, nach Hause fahren müssen, ist selbst für unsere Verhältnisse bemerkenswert.
Wir fahren zurück zur Rambla und wollen dort bis zweiundzwanzig Uhr auf den Verladebeginn warten.
Jetzt überlegen wir uns, wie wir die zwei Tage von Rom in Richtung Heimat fahren wollen.
Auf alle Fälle will keiner von uns schon wieder das grässliche, enge Eck um Venedig erleben. So entsteht schnell der Plan, über den Apennin von Rom nach Ancona zu fahren, von dort mit der Fähre nach Zadar und dann mit Schwung der Küste entlang, über Senj, Josipdol, Karlovac und Slowenien nach Hause. Pünktlich wie geplant wären wir dann am Samstagabend in Leibnitz.
Jetzt ist die Stimmung wieder besser. Wir genießen den Abend und freuen uns, dass dieses Drama mit der Fähre doch noch ein Happy End gefunden hat. Obendrein werden wir den italienischen Stiefel überqueren und die kroatische Küstenstraße befahren.
Wir sind die ersten die auf das Schiff fahren. Es kommt uns hier einiges spanisch vor. Unsere Mopeds werden tief in den Bauch der Fähre verladen. Andere wiederum dürfen weiter oben parken. An der Rezeption erfahren wir, dass die anderen in Torres auf Sardinien entladen werden.
Nur wie soll sich das dann ausgehen? Wie soll das Schiff mit einem Zwischenstopp auf Sardinien um acht Uhr in Rom sein?
Ganz einfach erklärt, die Fähre erreicht, nicht wie gedacht um acht Uhr morgen,sondern erst um acht Uhr abends den Hafen bei Rom. Da hat man uns am Check In von Grimaldi Line wohl unbewusst oder möglicherweise bewusst im Glauben gelassen, dass diese Fähre ein passender Ersatz für unsere ursprünglich Gebuchte ist. Wir verlieren mit diesem Dampfer einem kompletten Tag.
Eventuell hätte es eine andere Reederei gegeben die uns nach Genua gebracht hätte. Diese Möglichkeit haben wir aber gar nicht diskutiert.
Jetzt ist es aber zu spät. Das Schiff legt ab, die nächsten zweiundzwanzig Stunden haben wir keinen Einfluss mehr. Wir können nur planen wie es danach weitergeht.
Fix ist auch, dass wir unseren allerletzten Reservetag opfern müssen und erst am Sonntag am Abend heimkommen werden.
Wir verbringen den Abend beim Kartenspiel mit einer Flasche Vino Tinto. Unsere Quartiere sind ganz gemütlich und vor allem klimatisiert.
Wecker wird keiner gestellt. Das monotone Geräusch der Schiffsmotoren stört unseren Schlaf nicht.
Tag 16
Der Tag an Bord vergeht schleppend. Noch dazu ist es unerträglich heiß. Für Sonnenanbeter ist das ein Genuss, ich hingegen verbringe den Tag dann doch lieber unter Deck.
Das Essen auf so einem Seelenverkäufer ist eine Frechheit, die Getränkepreise ebenso. So wird das eine magere Angelegenheit. Ein kleines Stück “Pizza” würgen wir dann doch noch runter, am Abend wollen wir dann in Italien im Landesinneren essen gehen.
Wir diskutieren auch eine Zeit lang, wie wir nach Hause fahren wollen. Als Varianten stehen uns die direkte Fahrt über Italien mit neunhundert Kilometer oder der Weg über Ancona und Zadar zur Auswahl.
Es ärgert uns gewaltig eine Tag verloren zu haben. Auch wenn wir uns noch so bemühen, diesen Tag können wir nicht mehr aufholen.
Unsere Fahrzeuge sind teilweise angeschlagen, unser Ersatzteillager ziemlich leer, unsere Energie auch schon eher am Ende. Eine Autobahngewaltetappe packen wir jetzt nicht mehr. Deswegen entscheiden wir uns dann doch für die sichere Variante. Wir nehmen die Fähre nach Zadar. Das heißt, was auch passiert, sollten wir morgen Ancona erreichen, sind wir auch schon in Kroatien. Dort sind wir schon immer gut aufgehoben gewesen.
Das Schiff verlassen wir fast als Letzte. Wir wurden ja auch ganz unten eingeparkt. Es hat knapp fünfzig Grad auf Deck zwei. Zum Glück sind unsere Mopeds nicht abgesoffen, mit einem Kick sind sie alle da. Mit Schwung geht es die Rampen nach oben ins Freie. Es ist alles extrem rutschig. Deswegen sind wir vorsichtig und fahren nur auf den gerippten Fahrspuren.
Über die Schnellstraße geht es im Dunklen raus aus Civitavecchio in Richtung Viterbo. Hier verbrachten wir schon im Vorjahr, auf der Bud Spencer Tour, eine Nacht. So soll es dann auch heute wieder so sein.
Es bringt uns auch Glück den Stopp genau hier einzuplanen. Bei der Stadteinfahrt haben wir einen kleinen Defekt, die Reparatur erledigen wir dann gleich in der Hotelgarage.
Bei einem guten italienischen Essen checken wir noch die Abfahrtszeit der Fähre nach Zadar.
Bei dem gesamten Check In Prozedere mit den “unkomplizierten” Italienern müssen wir um spätestens vierzehn Uhr in Ancona sein. Bis zum Hafen sind es zweihundertfünfzig Kilometer.
Das spielt uns nicht in die Karten. Wir rechneten mit einer Überfahrt in der Nacht.
Diese Abfahrtszeit ist wieder eine Herausforderung für uns. Irgendwelche gröberen Pannen können wir uns bei der Fahrt quer über den Stiefel nicht leisten. Sollten wir das Schiff versäumen, kommen wir nicht vor Montag nach Hause.
Tag 17
Es ist acht Uhr morgens und wir sitzen beim Frühstück. Gerade mal einen Kaffee und ein Weckerl gönnen wir uns, mehr nicht. Es wird uns ganz Bange bei dem Gedanken die Fähre zu versäumen.
Wir lassen den Kaffee stehen und beladen unsere Vespas mit unseren Taschen und eher als geplant starten wir in Richtung Ancona.
Heute darf uns nichts dazwischen kommen. Die Strecke die vor uns liegt entspricht in etwa der von Leibnitz nach Wien. Mit einem PKW keine große Sache. Jedoch mit unseren Vespas ist das eine spannende und auch riskante Sache.
Joe übernimmt die Spitze, ich bin letzter Mann. In der Mitte fahren Tom und Wolfgang mit den angeschlagenen und somit langsameren Vespas. Nach den ersten hundert Kilometer machen wir eine kurze Pause, checken Reifen, tanken und trinken. Die Reparatur gestern Abend ist offensichtlich gelungen, der reparierte Motor läuft ganz gut.
Es ist wunderschön hier durch die toskanaähnliche Landschaft zu fahren. Schade, dass wir nicht mehr Zeit haben, um es auch genießen zu können.
Um dreizehn Uhr sind wir zehn Kilometer vor Ancona. Tom muss stehen bleiben. Sein Auspuff ist so laut, dass er mit Oropax weiterfahren möchte. Aber daran ist nicht zu denken, er könnte den Auspuff verlieren und überfahren. Das wäre viel zu gefährlich. Wir tauschen die absolut schrottreife
Polini Box gegen den schwachen, aber zumindest leisen Pinasco. Wolfgang kämpft sich auf den letzten Kilometer mit Zündaussetzer und mit einer defekten Auspuffschraube ab.
Jetzt ist es noch heißer als es in Spanien war. Unglaubliche fünfundvierzig Grad zeigt die Anzeige. Trotz allem erreichen wir den Terminal in Ancona rechtzeitig.
Jetzt müssen wir noch schnell die Tickets besorgen. Joe und Tom müssen sich eine Stunde anstellen und werden anschließend von der Jadrolina Reederei regelrecht ausgeraubt, so teuer sind diese Tickets mittlerweile geworden. Wolfgang und ich reparieren in der Zwischenzeit erfolgreich die angefallenen Defekte. Für ein Getränk am Hafen reicht die Zeit gerade noch, dann rollen wir schon auf die Fähre.
Um Punkt sechzehn Uhr legt die “Zadar 2” ab und wir und unsere Mopeds sind an Bord. Was soll unsere Heimreise jetzt noch verhindern? Absaufen kann er, der Kutter, mehr aber schon nicht.
Sobald wir in Zadar in unserem Heimathafen ankommen werden, haben wir wieder Oberhand.
Erstens können wir dann aus eigener Kraft Österreich erreichen und sollte es Probleme geben, haben wir in Bibinje wirklich gute Freunde, die uns sofort helfen würden.
Die Reisepasskontrolle nehmen die Kroaten sehr genau, es dauert bis dreiundzwanzig Uhr bis wir in die Altstadt fahren können. Seit dem einen Weckerl beim Frühstück haben wir nichts mehr gegessen.
Wir suchen uns ein Lokal in der Stadt und bestellen uns alles worauf wir Lust haben. Wir alle sind jetzt nach den Strapazen der letzten Tage überglücklich, dass alles gut gegangen ist und wir so gut wie zu Hause zu sind. Wir genießen unseren letzten gemeinsamen Abend, ein wenig Wehmut schwimmt schon mit.
Unser Quartier beziehen wir um ein Uhr früh, im Bett sind wir um zwei.
Morgen gehen wir es sehr früh an, mehr als vier Stunden Schlaf sind nicht drinnen.
Wir wollen am frühen Nachmittag in Leibnitz sein. Zumindest wollen wir es nicht unversucht lassen. Ungefähr vierhundertzwanzig Kilometer liegen vor uns, wir hoffen auf wenig Verkehr und hoffentlich bleiben uns Defekte erspart.
Tag 18
Heute wären wir normalerweise schon Zuhause bei unseren Lieben. So gerne wir uns auf Abenteuerreisen mit unseren Vespas begeben, so gerne kommen wir dann auch wieder nach Hause.
Durch das Missgeschick mit der Fähre in Barcelona sind wir jetzt einen Tag später dran.
Aber genug gejammert, wir fahren jetzt die letzte Etappe.
Um Punkt sechs Uhr rollen wir raus aus Zadar. Unsere Packordnung und Adjustierung ist ordentlich, technisch alles in Ordnung, soweit ich das als letzter Mann beurteilen kann. Wie immer achten wir gegenseitig auf unsere Vespas. Eiert da was, ist der Reifen vom Vordermann ok, raucht die Vespa? Was auch immer seltsam erscheint, wird gemeldet. Das hat uns auf dieser Tour schon einen Reifenplatzer erspart. Soweit schaut aber alles gut aus. Einzig die Müdigkeit sitzt uns ein wenig im Nacken. Wir wählen den schnellsten Weg nach Leibnitz, somit verzichten wir diesmal auf die ungefähr siebzig Kilometer längere, aber viel schönere Variante der Küste entlang.
Die heutige Route führt uns somit zuerst auf die Autobahn über das Velebit Gebirge bis nach Gospic.
Die Luft ist trotz der frühen Stunde sehr warm, der Wind extrem böig.
Wir werden langsam, ducken uns, versuchen so dem Wind wenig Angriffsfläche zu bieten. Die Spur halten wir nur mit Müh und Not. Nach dem Sveti Rock Tunnel ist es um 10 Grad kühler und windstill.
Wir verlassen die Autobahn und finden lässige kurvenreiche Straßen vor.
Gegen neun Uhr sind wir bei den Plitvice Seen, um zehn in Karlovac.
Beim Tom probieren wir noch einen anderen Auspuff, weil sein Moperl kaum noch vom Fleck kommt. Speziell bergauf plagt er sich ab, Tom gibt aber alles. Er quetscht die letzten verbliebenen PS aus seinem Motor.
Jetzt werden wir aber auch müde, sehr müde sogar. In den letzten 48 Stunden haben wir gerade mal acht davon geschlafen. Jetzt so kurz vorm Ziel gehen wir kein Risiko mehr ein und machen öfters Pausen. Eine davon, kurz vor Slowenien, wo wir unsere wirklich braven Vespas, die uns so weit gebracht haben, auf Hochglanz putzen. Das haben sie sich, bei all den Zwischenfälle die auch passiert sind, wirklich verdient.
Unsere Reisevespas waren mit uns schon fast überall in Südeuropa, und immer haben sie uns gut nach Hause gebracht. So wird es auch heute sein. Davon sind wir überzeugt und wir sind ihnen auch wirklich dankbar. Wolfgang teilt uns jetzt auch mit, dass er seine Rally nach dieser Tour in Pension schicken wird. Das alte Blech hat jetzt wirklich genug mitgemacht.
Wir kleben ihnen jetzt auch unseren Touraufkleber auf ihre Backen und weiter geht’s. Das war tatsächlich die letzte Tankstelle auf unserer Reise.
An der Grenze staut es sich kilometerweit zurück. Wir, und auch andere Motorradfahrer, denken nicht daran sich anzustellen. Wir fahren vor, schlängeln uns durch bis ganz nach vorne. Kaum zehn Minuten benötigen wir für mehrere Kilometer Stau. Dass unser Vordrängeln nicht jedem, den wir frech überholen, gefällt, können wir verstehen, kümmert uns aber nicht im Geringsten.
Wir kommen nach Slowenien und fahren in Marburg über die Drau. Wir tanken kurz vor der Grenze das allerletzte Mal aus den Kanistern. Ein bisschen schaut es nach Zeitschinden aus. Jeder weiß, dass die letzten zwanzig Kilometer der “Gira Iberia” vor uns liegen.
Wir rollen in Spielfeld um fünfzehn Uhr über die Grenze nach Österreich. Joe’s Navi zeigt in diesem Augenblick 6400 Kilometer. Wir machen Halt bei der “Steiermark Tafel”, tauschen unsere schmutzigen Shirts gegen unsere feinen Tour Polos, und machen noch unser Ankunftsfoto.
Traditionell gehen wir noch gemeinsam ein Cordon Bleu essen.
Das wird unser letzter gemeinsamer Moment sein. Wir stellen die Vespas vor dem Gasthaus ab und gratulieren uns gegenseitig für die erbrachte Leistung. Wir sind überglücklich diese Monstertour gesund und wohlbehalten überstanden zu haben.
Insgesamt sind wir jetzt bereits achtzehn Tage unterwegs. Insgesamt fuhr jeder von uns 6400 Kilometer. Wir waren am “Ende der Welt” am Atlantik, in Porto, in Lissabon und an der Algarve Küste.
Wir waren in der Sierra Nevada, an der Costa Blanca und in Barcelona.
Wir haben zusammen die gesamte iberische Halbinsel umfahren.
Wir hatten viel Spaß zusammen.
Ebenso hatten wir sehr viel zu kämpfen. Abgesehen von der Hitze und den extrem langen Tagen auf den Vespas und den damit verbundene Strapazen, sind heuer viele unvorhersehbare technische Defekte dazugekommen. Wären wir mit Ersatzteilen und Werkzeugen nicht so gut ausgestattet gewesen, wäre die Reise schon irgendwo in Frankreich oder in Spanien zu Ende gewesen.
Trotz allem haben wir die härteste Tour unseres Lebens geschafft und sind jetzt wieder gesund zuhause.
Heuer hatte unsere Reise keinen karitativen Hintergrund, wie damals bei der “Black Ocean Tour”, trotzdem gab es wieder diese Liveberichte für euch.
Anfangs bei unserer ersten Spanien Tour waren diese Notizen für uns nicht mehr als ein Reisetagebuch. Für unsere treuen Leser hier auf Facebook sind unsere Abenteuer mittlerweile schon zu einem “Taxi Orange” für Vespa Fahrer geworden. Das freut uns natürlich und macht uns auch stolz.
Wir sagen in allererster Linie Danke an unsere Lieben und an unsere Familien. Wir bedanken uns bei unseren Freunden, die uns unterstützt haben und mit uns mitgefiebert haben.
Ein ganz spezielles Danke geht auch an Andi für seine Ideen und sein Layout.
Die “Gira Iberia” ist zu Ende und ist jetzt ein Teil unserer Geschichte. Ich fürchte, selbst wir werden diese Tour nicht mehr toppen, aber in den Ruhestand gehen wir deswegen noch nicht.
Wir bleiben am Gas, versprochen!
Robert Dolliner
Richard Dolliner
Thomas Dolliner
Wolfgang Zweidick